Boesmans schrieb Musik auch für die Zeit zwischen dem Davor und dem Danach… Ungemein liebevoll löst das Nicola Hümpel. Menschen versinken in Matratzen, flutschen vom selbsttätigen Bett, verschlingen sich extraordinär… Auf einer Videoleinwand, einer endlich einmal sinnig und unverschämt eingesetzten Videoleinwand, sieht man die Gesichter in Nahaufnahme. Nacktes Entsetzen kann sich auf ihnen spiegeln, die temporäre Verblödung, die der Liebesakt mit sich bringt, die Hässlichkeit der Gier...
Judith von Sternburg, 26.04.2016
... eine zugängliche, lichte, immer wieder auch ironische Musik, die blitzschnell umschaltet zwischen Pathos und Lakonie...Hümpel greift diese musikalische Ironie auch szenisch auf, was dem umjubelten Premierenabend eine Leichtigkeit verleiht...Handwerklich ist diese Musiktheaterproduktion perfekt gearbeitet. Und auch im Orchestergraben herrscht Präzision.
Georg Rudiger, 25.04.2016
Schnitzlers pessimistischer „Reigen“, ironisiert von Luc Bondy und Philippe Boesmans und neuerlich mit leichter Hand und ohne erhobenen Zeigefinger hinterfragt von Nicola Hümpel, endet im 21. Jahrhundert nicht allein mit kaltem Begehren, Vereinzelung und Verzweiflung, sondern mit einer leisen, warmen Drehbewegung voller Emotion. Deren Triebkraft ist, möglicherweise, dann doch so etwas wie Liebe.
Mirko Weber, 25.04.2016
Hümpel lässt sich intensiv auf die Atmosphäre der Partitur ein und sucht ebenfalls nach Leichtigkeit. Wozu nicht zuletzt die leicht irrsinnigen Kunststoffmöbel beitragen… Der Bühnenbildner Oliver Proske zwingt die Szenen nicht in ein Einheitsbühnenbild, sondern lässt die Räume spielerisch auseinander hervorgehen… Zeitgenössische Oper als Publikumserfolg, wie schön.
Michael Stallknecht, 8.05.2016
Die Stuttgarter Inszenierung von Nicola Hümpel setzt auf eine raffinierte Verzahnung von Bühnenhandlung, Live-Video (Judith Konnerth) und ergänzenden Filmsequenzen… Im Verbund mit Oliver Proskes faszinierenden, subtil ausgeklügelten Räumen und Teresa Verghos schrägen Kostümen ergibt sich eine spektakuläre, ständig wechselnde Optik... Auf der Kippe zwischen existenziellem Ernst, grotesker Verfremdung und feiner Komik bleibt alles eng an Boesmans wundervoller Musik.
Werner M. Grimmel, 26.04.2016
So ergeben sich Blickdramaturgien, die von erhabenem Pathos bis zu irritiertem Ekel reichen und selten zueinander passen. Allein ein tanzendes Paar, das als Film zwischendurch immer wieder zu sehen ist, bleibt als Utopie im Hintergrund, glücklich, gelöst, mit der Ahnung, dass körperliche Nähe und Liebe tatsächlich in Einklang zu bringen wären. Eine Vorstellung, die verblasst, aber zumindest nicht ganz so schnell weggewischt werden kann...
Carsten Umlauf, 25.04.2016
...blitzgescheit gedacht erscheint das Werk in der Lesart der Regisseurin Nicola Hümpel, die mit beeindruckenden Perspektivwechseln, Witz, Gefühl und nicht nur nebensächlicher, sondern ästhetisch prägender Videoarbeit die Szene belebt.
Mirko Weber, 25.04.2016
Jetzt ist dieser "Reigen" endlich im Stuttgarter Opernhaus zu erleben, zu entdecken...
Jürgen Kanold, 26.04.2016
Tatsächlich beweist „Die Stunde da wir zu viel voneinander wussten“ vor allem die ungebrochene phantasmagorische Kraft der Navigators.
Patrick Wildermann, 03.06.2015
Es ist eine funkelnde, oft komische, manchmal tief traurige Collage des Lebens in unserer selbstverschuldeten Verständnislosigkeit.
Andreas Montag, 29.05.2015
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