[...] Die Zeiten haben sich gewandelt, doch viele Verhaltensmuster, denen wir in Opern begegnen, sind uns auch heute noch vertraut, Nähe und Distanz halten sich die Waage. Wer es genau wissen will, muss sich allerdings selbst auf die Suche begeben. Genau das hat die Berliner Performance-Truppe Nico and the Navigators um die Regisseurin Nicola Hümpel und den Bühnenbildner Oliver Proske getan. «Anæsthesia», ein Pasticcio zum 250. Todestag des Komponisten, ist das heterogene, vorsichtig tastende Resümee einer Reise in die Welt des Barock. Dass sich die meisten Darsteller und die Musiker des Ensembles Franui (mit denen die Navigators bereits einen Schubert-Abend gestalteten) zum ersten Mal intensiv mit Händel befassen, ist der neunzigminütigen Musiktheater-Collage, die von Halle weiter nach Hannover, Bregenz, Luxemburg und Berlin gehen wird, deutlich anzumerken. Die frische Neugier, die intelligente Durchmischung von Tanz (Yui Kawaguchi), Erzählung (Adrian Gillot), Pantomime, Schauspiel, Gesang (Theresa Dlouhy, Clemens Koelbl, Terry Wey) und mehr oder weniger schrägen Bearbeitungen von 32 Händel-Hits (etwa für Hackbrett und Akkordeon) ist bei aller Verrücktheit von einer Ernsthaftigkeit erfüllt, die Händels Mikrokosmos und das widersprüchliche Wesen seiner Ära genauer trifft, als alle kalauernde Pop-Komik. Nicht alles funktioniert, manches wirkt überfrachtet, doch in keiner Episode ziehen die Navigators das Klang-, Gesten- und Affektvokabular Händels bloß als Vorlage für wohlfeile Belustigungen oder plakative Aktualisierungen heran. [...]

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