Nico, die Sensation

Hinter Nico and the Navigators steckt in erster Linie Nicola Hümpel, die wie ihr Name es nicht unbedingt ahnen lässt, eine Frau ist. Die deutsche Regisseurin studierte in Hamburg, Berlin und anschließend am berühmten Bauhaus in Dessau, bevor sie mit ihrem Lebensgefährten und Komplizen, dem Bühnenbildner Oliver Proske, ihre eigene Kompanie vor 10 Jahren gründete. Bislang nur im Norden Frankreichs präsent, konnte ihre Arbeit am Freitag Abend nun auch im Süden entdeckt werden, dank dem Festival De Marseille, das dieses jüngste Stück « Obwohl ich Dich kenne » koproduzierte. Auch wenn das Theatre Nono mit seiner zu lauten Bestuhlung keinen idealen Rahmen für dieses Gastspiel bot, konnte man eine puristische Theaterform entdecken, die doch voller Leben und Sinn steckt. Ein Abend der Anmut geprägt von der Präsenz der vier komischen Darsteller: dem lyrischen Martin Clausen, dem „so britishen“ Adrian Gillott, der exzentrischen Yui Kawaguchi und dem katzenhaften Schweizer Akrobaten Oliver Zgorelec. An ihrer Seite gaben die Violinistin Sabine Akiko Ahrendt und der Pianist Thomas Bloch Bonhoff den musikalischen Rhythmus dieser Variation über die Freundschaft, ihre Verbindungen und Zerbrechlichkeiten an. Ausgehend von Improvisationen sowie von Brieffragmenten zwischen Schiller und Goethe oder Wagner und Nietzsche, lieferte Nicola Hümpel auf meisterhafte Weise eine freundschaftliche Version der „Carte du Tendre“ (Landkarte der Liebe aus dem Roman Clélie von Mme Scudéry). Eine feine und kluge Collage von einem ambitionierten jungen Kollektiv, die wir baldmöglichst wiedersehen möchten.

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