Das bin ja ich!

Sie können sich nicht entscheiden, nicht füreinander und nicht dafür, was sie mit dem Rest ihres Lebens machen wollen. Die einsamen Großstädter , die in „Kain, Wenn & Aber“, der neuen Produktion von Nico & the Navigators in den Berliner Sophiensaelen die Bühne bevölkern, wirken wie Zufallsbesucher im eigenen Leben, späte, etwas ironische Verwandte der Eiligen und Melancholischen aus Handkes „Stunde, da wir nichts voneinander wussten“. Sehr verloren wirken sie auf der von Wänden im Halbrund begrenzten Bühne: Unentschlossene und Unbehauste, die, auch wenn sie sich manchmal für Momente übereinander wälzen oder kokett umkreisen, sich anschmachten oder energisch in den Hintern treten („Hab’ doch mal eine Vision!“), leicht autistisch wirken. Ein Herr im Anzug drückt sich mit gesenktem Kopf an einer Wand entlang, ein anderer stößt Flüche aus („Scheiß Psychologie! Scheiß Philosophie!“), während er immer wieder von einer Bank herunterstürzt: ein menschliches Perpetuum Mobile der ausweglosen Erregung. Die Navigators, die charmanteste Gruppe der Freien Szene Berlins, führen in knapp zwei Stunden etwa hundert solcher Minidramen vor, meist wortlos und so lakonisch wie komisch. Das Ich und die Welt – beides scheint diesen Existenzclowns abhanden zu kommen. „Das bin ja ich, das ist alles einfach so da, da kann ich nichts dafür tun und nichts dagegen.“ Nicola Hümpel, Regisseurin der Navigators, hat einen Abend inszeniert, der schön und etwas ziellos durch die Ratlosigkeiten tänzelt.

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