Die heimliche Angst der Femme fatale

Es sind immer recht verzagte Zeitgenossen, die NICO AND THE NAVIGATORS aufs Korn nehmen. Helden des komisch-anmutigen Scheiterns. Wenn sie sich in ihrer siebten Produktion "Helden & Kleinmut" den eigenen Ängsten stellen, ist das ein garantiert unheroisches Unterfangen (weitere Aufführungen bis 16.10.). Dafür begeistert der Abend in den Sophiensälen durch surreale Bildfantasie, absurden Witz und starke Darsteller. Sechs Navigatoren sind ausgezogen, das Fürchten zu lernen. Am meisten haben sie Angst vor der Angst. Einer furchtlosen Frau reserviert Regisseurin Nicola Hümpel den ersten Auftritt, der Französin Anne Paulicevich. Eine Femme fatale, die mit der Liebe spielt. Und sich am Ende vor sich selbst fürchtet. Ansonsten defilieren wieder verschreckte und verwirrte Jünglinge mit hochgeföntem Haarschopf über die Bühne, die ihre Verzagtheit wie ein wundersames Gepäckstück mit sich herumtragen. Oliver Proskes Bühnentürme sind zugleich Versteck und Falle. Sie verschlucken die Darsteller, um dann nur ein fliehendes Bein den Blicken preiszugeben. Die eigentlichen Motive liegen im Dunkeln. So ist der in pastellfarbenes Licht getauchte Bühnenspuk vergnüglich anzusehen: Furcht und Flieder. Miyoko Urayama verbirgt sich hinter ihrer schwarzen Haarmähne und verwandelt sich dabei in eine kleine Dämonin. Wenn sich dann ein Kamm in Zeitlupe auf ihren Kopf zubewegt, wird einem Angst und Bange. Der maliziöse Lajos Talamonti malt Lustvoll ein Schreckensregister aus, warnt vor Billigfliegern, aufgewärmtem Spinat und Monsterwellen. Das neuformierte Ensemble beschwört die Gefahr in mehreren Sprachen. Am Ende weiß man, wie man sich auf Japanisch fürchtet und auf Französisch Mut macht. Wie beruhigend!

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