Eine Messe mit prallem Leben gefüllt

Begeisternd, voll feinem Humor und auch verstörend: Nico and the Navigators in Bregenz. Schon Gioachino Rossini würzte seine "Petie Messe solennelle" mit Humor, der in einem "Brief an Gott" zum Ausdruck kommt. Aber auch der Titel "Kleine feierliche Messe" ist eine augenzwinkernde Untertreibung, entspricht die Komposition doch mit ihren eineinhalb Stunden Dauer und zahlreichen Zwischenmusiken einer ausgewachsenen ,,Missa solemnis". Ein Werk also, das so recht dazu angetan ist, von der sprudelnden Fantasie und dem zauberhaften Humor der Berliner Truppe "Nico and the Navigators" übergossen zu werden. Zu erleben war ihre Rossini-lnszenierung am Mittwoch- und Donnerstagabend in der Werkstattbühne des Festspielhauses im Rahmen der Kunst-aus-Zeit-Schiene der Bregenzer Festspiele. Dass hier nicht eins zu eins die katholischen Glaubensinhalte visualisiert werden, liegt auf der Hand. Vielmehr sehen und hören wir ein Musiktheater, das mit mannigfachen Themen des prallen Lebens spielt. Liebe und Hass, Vertrauen und Missgunst, Offenheit und Lüge, Mitgefühl und Arroganz, das und noch vielmehr kommt in Tanz, Gesang und auf zwei Klavieren und Harmonium - diese Instrumente sind von Rossini original besetzt- zum Schwingen. Ungläubiger Benedikt Doch die spirituellen Fragen werden keineswegs unter den Teppich gekehrt. Eine Art Mönch, der sich weise und erleuchtet gibt, tritt immer wieder in einen Diskurs mit einem Nicht-Glaubenden ein, der pikanterweise Benedikt heißt. Bestimmt hat keiner von beiden die Wahrheit, vielleicht aber schwingt ein Quäntchen von einer solchen mit in den vielen berückenden Szenen, die einem das Lächeln aufs Gesicht zaubern. Da tanzt die atemberaubende Tänzerin Yui Kawaguchi mit dem kleinen und ein weinig rundlieben Tenor ein veritables Pas de deux. Ein Bauer erzählt in knorrigem Englisch von einem mystischen Erlebnis, das ihm die Träne aus dem Auge seiner Lieblingskuh beschert hat. Die große Bassarie "Domine Deus" aus dem "Gloria" wird durchsetzt mit einer zwerchfellerschütternden Szene unter Männern, wie sie sich vielleicht nachts in einer Bar zuträgt. Oder es spielen der Mönch und Benedikt auf Wippen und der Letztgenannte gerät dabei ins Strudeln, was dem Darsteller allerhand Akrobatik abverlangt. "Nico", das ist die Regisseurin Nicola Hümpel, die sich zusammen mit den Darstellern und Darstellerinnen und ihrem Leitungsteam all das ausgedacht hat und die nun zum dritten Mal bei den Bregenzer Festspielen zu Gast war. Hervorragend ist diesmal auch der musikalische Teil gelungen. Unter dem in die Szene eingebunden Dirigat von Nicholas Jenkins klangen die zwölf Sängerinnen und Sänger, die beiden Klaviere und das Harmonium fabelhaft. Stürmischer Applaus. Rossini hätte an diesem Abend bestimmt seine helle Freude gehabt.

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