„Es muss sein“

„Nico and the Navigators" und das Kuss-Quartett haben ihr Schwetzinger Beethoven-Projekt ins Netz verlegt


Die erste Zusammenarbeit war „Muss es sein“ 2018. „Force & Freedom" sollte jetzt als „Staged Concert" nach dem Willen der Beteiligten die „Musik in das Spannungsfeld zwischen äußeren Zwängen und innerer Freiheit“ stellen, in dem sich „Beethoven zeitlebens bewegen und behaupten musste". Entstehen sollte ein Dialog zwischen Tanz, Bewegung und Licht. Beethoven spielen sollte das Kuss-Quartett, das gerade dessen Streichquartette bei Rubikon Classics in einer CD-Produktion vorgestellt hat. Zu „Force & Freedom“ sollte unter anderem Beethovens Streichquartett op. 135 erklingen. „Es muss sein", das Beethoven über einen Satz daraus schrieb, sollte für die Performer einen wichtigen Ankerpunkt liefern. Autonomie und Zwang hätten die beiden Pole der Uraufführung sein sollen, bei der auch das Kuss Quartetts szenisch eingebunden gewesen wären. Digitales Krisentagebuch Die Corona Krise hat das Projekt wie die kompletten Festspiele verhindert, 2021 soll die Uraufführung nachgeholt werden. Nun haben „Nico and the Navigators" auf die Situation künstlerisch mit einem digitalen Krisentagebuch reagiert, das aus 29 Video-Clips besteht, die die persönlichen Befindlichkeiten der isolierten Mitglieder, ihre Auseinandersetzung mit der bedrückenden Situation, zugleich auch Beethovens Musik zeigt. Die Gruppe wurden 1998 von Nicola Hümpel und Oliver Proske am Dessauer Bauhaus gegründet. Bis 2006 waren sie „artists in residence" in den Berliner Sophiensälen. Mit „Eggs on Earth“ wurde die Truppe 2000 für das Berliner Theatertreffen nominiert und schaffte den internationalen Durchbruch. 2006 begann die Auseinandersetzung mit dem Musiktheater mit Projekten nach Schubert, Händel, Bach, Purcell, Rossini und Mahler, 2014 wurde mit dem Komponisten Detlev Glanert „Die Befristeten“ für die Münchner Biennale konzipiert. Philipp Boesmans „Reigen“ folgte für die Stuttgarter Staatsoper. Den sich inzwischen etwas lockernden Zwang zur Vereinzelung begegneten sie den April über mit ihrem Internetprojekt, das teilweise auf den Vorarbeiten zu „Force & Freedom" basiert. In gegensätzlichen Videoclips wird die Fragestellung des Bühnenprojekts mit der aktuellen, durch die Zwangsmaßnahmen der Corona-Krise sich stellenden Situation in Verbindung gebracht, reflektiert und künstlerisch kommentiert. „Frei und ungebunden" Die nicht mehr mögliche Interaktion mit den Partnern und dem Publikum soll so verarbeitet werden, die Sehnsucht, nach dem was durch die Krise verloren gegangen ist, das gemeinsame Erleben und Reagieren, kommentiert und akzentuiert werden. Das Motto der ersten Druckausgabe von Beethovens „Große Fuge“: „tantôt libre tantôt recherchée" („frei und gebunden") bekommt so ungewollt eine ganz aktuelle Bedeutung für die Musiktheater-Gruppe aus Berlin. Für die Video-Clips bildet die schon angesprochene Gesamteinspielung der Beethoven-Quartette des Kuss-Quartetts die inspirierende musikalische Grundlage. Dieses digitale Tagebuch kann und soll das Verlorene nicht ersetzen, ist auch so etwas wie eine künstlerische Trauerarbeit mit vielen Facetten. Am Ende dieses Internet-Video-Projekts steht nun ein außergewöhnliches Memory-Spiel, dessen Teile aus einer Auswahl der insgesamt 29 Clips zusammengefügt werden müssen. Freiheit und Zwang (der Regeln) verweisen einmal mehr auf die Grundkonstante des jetzt für 2021 geplanten Projekts „Force & Freedom“.

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