Fleisch oder Geist, ist das die Frage? Navigators ehren Heinrich Schütz.

Ja, es geht hier auch um Alternativen. Etwas um die Frage, wie man im zwar frommen, aber auch sinnfreudigen Barock glaubhaft für ausschließliche Askese hätte werben wollen? Und vielleicht auch darum, dass sich protestantische Christen bis heute schwerer damit tun als katholische, die Fröhlichkeit des Genießens mit der des Glaubens in Einklang zu bringen.


Zum 350. Todestag des mitteldeutschen Komponisten Heinrich Schütz, der immer ein bisschen im Schatten von Bach und Händel steht, hat nun die vor mehr als 20 Jahren am Bauhaus Dessau gegründete und inzwischen in Berlin beheimatete Truppe „Nico and the Navigators“ ein Musiktheater auf die Bühne gestellt. 


Die Koproduktion der Navigators mit dem Heinrich-Schütz-Musikfest, den Kasseler Musiktagen, dem Staatstheater Kassel sowie dem Theater Altenburg Gera ist eine ebenso würdige wie heitere Ehrung für Schütz geworden: Virtuos in Musik, Tanz, Spiel und Gesang, faszinierend durch Scharfsinn, Humor und Lust – so, wie man es von der Truppe um die Chefin Nicola Hümpel und dem Bühnenbildner Oliver Proske nicht anders kennt. Die musikalische Leitung liegt bei Elfa Rún Kistinsdóttir (Barockvioline), der Autor Andreas Hillger hat die Dramaturgie besorgt.


Der Plan, die Dinge gemeinsam zu durchdringen und das Publikum zu verzaubern, ist einmal mehr aufgegangen, wie immer getragen von hoher Meisterschaft und bedingungslosem Einsatz. Das schließt alle Mitwirkenden ein, die eben nicht nur Musikerinnen und Musiker, Sängerinnen und Sänger sind, sondern zugleich auch Bühnenarbeiterinnen und Bühnenarbeiter, die das fantastische Bild, das Oliver Proske „gebaut“ hat, bewegen und zum Leben bringen.


Auch an Überraschungen fehlt es der 90-minütigen Produktion „Fleisch & Geist“ nicht: Da rutscht barocker Wohlklang plötzlich auf die Schräge, aus feinen Halskrausen können frivole Röckchen werden. Es wird viel gelesen, aber auch viel begehrt. Und fromme Bücher können schon mal durch die Luft fliegen. Das Fleischliche und das Denken, beides gehört zusammen, ohne Frage. Nicht nur hier.

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