Großartiges Spiel um Gut und Böse, Leben und Tod

Nico and The Navigators beeindrucken in Berlin mit „Empathy for the Devil“


Berlin/MZ - Beeindruckendes Gefühlskino im Radialsystem Berlin. In dem Haus, das ambitionierten Produktionen der Freien Szene Raum gibt, feierte am Donnerstagabend „Empathy for the Devil“ von Nico and the Navigators Premiere. Endlich. Eigentlich sollte ihr neues Werk im Konzerthaus am Gedarmenmarkt aufgeführt werden - mit großem Orchester. Aber daraus wurde, coronabedingt, nichts. Nun gibt es dafür eine Kammerversion, deren Kraft und Innigkeit einen über 90 Minuten in Spannung hält.


1998 am Bauhaus Dessau von Nicola Hümpel und Oliver Proske gegründet und bis heute geführt, haben sich die Navigators längst große Anerkennung erspielt. „Staged Concert“ nennt sich das Format, was die sinnliche Opulenz und faszinierende Vielfalt des Gebotenen allerdings eher nüchtern beschreibt.


„Empathy for the Devil“ ist, wie schon frühere Produktionen der in Berlin beheimateten Truppe, eine atemberaubende Mischung aus Oper, Konzert, Schauspiel und Tanz. Kurz - ein einzigartiges Musiktheater, das Nicola (Nico) Hümpel, die künstlerische Leiterin, Oliver Proske, der für Bühne und Technik verantwortlich ist, der Dramaturg Andreas Hillger und das ganze, fantastische Ensemble kreiert haben.


Thematisch kreist der Abend um Gut und Böse, Leben und Tod. Was, wenn die Allgegenwart des Dunklen als Freifahrtschein für eigenes Handeln gedeutet wird? Fehlte dem Guten dagegen nicht die Besonderheit, wenn es das Böse gar nicht gäbe? Und, schließlich: Eignet dem Herrn der Finsternis nicht auch Charme? Tragen wir nicht selbst gern ein starres „Pokerface“?


„Sympathy for The Devil“ von Mick Jagger und Keith Richards, hier in der deutschen Version von Udo Lindenberg, erzählt von dieser Zwiespältigkeit menschlichen Seins und liefert den gedanklichen Hintergrund für die theatrale Ethikdebatte der Navigators.


Diese führen sie mithilfe eigener Texte und zitieren Shakespeare, dazu gibt es Musik von Händel bis Weber, Bartók bis Purcell. Es beginnt mit David Bowies eindringlichem „The Man who sold the World“, Ted Schmitz, ein Tenor, der alle Lagen kann, gibt seinen Part ebenso großartig wie Anna-Doris Capitelli den ihren. Wenn die Mezzosopranistin scheinbar federleichte Koloraturen liefert, versteht man gut, dass man sie an die Mailänder Scala geholt hat. Viel Applaus am Ende für alle, zumal auch für Florian Grauls Tanz, Nikolay Borchevs Stimme und Martin Clausens starkes Spiel.

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