Gute Freunde
Die Ganzkörperpoeten von Nico and the Navigators zeigen tanzend, was Freundschaft ist Sie sind seit ein paar Jahren eine feste Größe in den kleinen Sälen. Sie sprechen in Zitaten oder wild assoziativ, sie bewegen sich so selbstverständlich choreografiert, dass sogar Rennen zur ästhetischen Handlung wird. Oft verlängern sich ihre Bewegungen in die flexible Bühne hinein, und immer ist Musik dabei – Nico and the Navigators inszenieren Poesie, machen Musik-Bilder-Theater. Von Freundschaft handelt ihr neuestes Stück obwohl ich dich kenne, das vergangenen Donnerstag in Hamburg auf Kampnagel uraufgeführt wurde. Das international besetzte Ensemble aus Berlin bietet keine hochfliegende Eloge auf das Prinzip von Harmonie, sondern eine offene Auseinandersetzung mit den „Obwohl“, die zu großer Nähe gehören. Vier Figuren aus vier Ländern loten die Energien, Mechanismen und Zufälle zwischen den Freunden aus, die sich gegenseitig einen Blick in die innere „Unordnung“ erlauben, anstatt sich vor den anderen „fein“ zu machen, wie es bei Musil heißt. Sie testen, wie ein dritter stört, wenn zwei unter einer Decke stecken. Sie zeigen, dass Worte wie Schüsse treffen können? Wenn Gesichter so dicht beieinander sind. Und sie fragen, wie das ist, übers Netz Freunde auf der ganzen Welt zu haben, ohne sie je im gleichen Raum zu erleben – Freundschaft im 21. Jahrhundert. Der Abend ist ein vorerst letztes Kleinod, das die Gruppe auf Tour durch Europa schickt, bevor der nächste Schritt kommt: in die großen Säle, mit Orchester und Gesang auf die Opernbühne.
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