Improvisationen aus Berlin

Das deutsche Ensemble Nico & the Navigators löst seine Versprechung, neues auf Improvisation basierendes Theater geschaffen zu haben, ein. Interpretation, Tanz und lebendige Bilder gehen darin einher, um ein verformtes, surreales Fenster in unseren Alltag einzuführen. Eine bittersüß, widersinnig und episch eingefärbte Darstellung von Arbeit und Arbeitslosigkeit, die auf ihren Höhepunkten höchste Höhen des ernsten Humors erreicht. Nico and the Navigators ist eines der derzeit kreativsten unabhängigen Ensembles aus Berlin. Es besteht aus Architekten, Designern, Bildhauern, Musikern und Tänzer.(...) Das Ensemble bewegt sich auf der Grenze zum Genre des Theaters und hat dort seinen eigenen, originellen und minimalistischen Stil gefunden. Zusammen mit dem langsamen, von Wiederholung geprägten Rhythmus, der Bedeutung der Körpersprache bis hin zum übertriebenen Ausdruck, lebt seine Erzählweise von kraftvollen Bildern aus matten Farben, zusammen mit minimal viel Text und viel Musik gelingt es ihm eine zauberhafte, verspielte und ironische Art und Weise des Erzählens. Die Aufführungen des Ensembles sind gleichzeitig von Zauber, Widersinnigkeit und Komik angehaucht. Und da es so ist auf diesem Weg zwischen Theater, Tanz und lebendigen Bildern geben Nico and the Navigators der Widersinnigkeit des Lebens eine nicht zu hinterfragende Genialität. „Eggs in Earth.“ Die sieben Tanzschauspieler dieses Stückes erobern das Publikum mit einer Kombination aus Charme und Sorglosigkeit. Alltägliche Rituale werden entäußert bis sie zu etwas Absurdem und Künstlichem werden. Die Personen, die sie darstellen, könnten jedem internationalen Konzern entnommen sein. Nach anfänglichen Verwirrungen und Unstimmigkeiten versuchen sie im Büro wiederholt, sich mit dem unerreichbaren Mr. Fock in Verbindung zu setzen, ihrem Chef. Auf der Dachterrasse heulen sie und außerhalb der Szene hört man sie wie wahnsinnig lachen. Zum Schutz tragen sie Atlanten auf dem Kopf, bringen eine Pfeffermühle zum Tanzen, sie tragen weiße Schuhe und rote Aktenkoffer, und Stühle benutzen sie als Sockel. Bevor sie ihren ersten Auftritt haben, erteilt ihnen Mr. Fock bereits die erste Lehre, die sie lernen müssen, um in der Firma zu überleben, eine Lehre in Form einer getanzten Rede, die eine Sportschuh-Putzsitzung beinhaltet. Die Szenen durchleben mehrere Phasen: Erniedrigung, Unterwerfung, Verfremdung, Abhängigkeit und Ausnutzung. Feierliche Interpretation Damit sie auch ihre Würde wahren, bleiben die Figuren so streng und steif wie die Krawatten und Frisuren, die sie tragen. Sie verlassen die Stille nur dann, wenn sie ihre kleinen, bittersüßen Sätze formulieren: „Hören Sie nicht so in sich hinein. Da ist nichts.“, „Ich will nach oben! Wollen Sie auch nach oben?“ Die surrealen Beobachtungen sind geschickt aneinandergereiht. Es handelt sich um einen in Form einer Collage präsentierten Tanz der Unentschiedenheit, der Situationen in der Schwebe. Eine Studie, ausgehend vom Absurden, der Ironie und dem Spott, des alltäglichsten und gewöhnlichsten menschlichen Verhaltens des Menschen von Heute. Die Bühne gleicht einer multifunktionalen Installation, einer Zauberkiste, aus der auf scheinbar wundersame Weise akrobatische und szenische, visuelle beeindruckende Überraschungen herauskommen. Oliver Proske ist ihr Erschaffer. Dieses zweite Stück der Trilogie könnte auch gut Variationen über das Thema Moderne Zeiten 2000 heißen, denn es lassen sich einige Verbindungen zu den Antihelden der Moderne der 20er und 30er herstellen. So wie es in den Werken dieser mythischen modernen Künstlern geschieht, erbietet sich die Möglichkeit, die Verzweiflung der Lohnempfänger zu nehmen und sie in noch größere Proportionen zu heben, und dies trotz des emotionalen Inhalts der Situationen, da die Gesichter der Schauspieler in jedweder Situation unerschütterlich bleiben.

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