Nico and the Navigators: Empathy for the devil

Das Teuflische und der Pakt mit dem Bösen steht im Zentrum der neuesten Produktion der Berliner Musiktheater-Performer von Nico and the Navigators: "Empathy for the devil". Eine freie szenisch-musikalische Assoziation, die eigentlich zum Konzerthausjubiläum und anlässlich 200 Jahre "Freischütz" vor einem Jahr im Konzerthaus uraufgeführt werden sollte. Heute Abend hat "Empathy for the devil" jetzt in einer Kammerversion im Radialsystem Premiere. Ein so genanntes staged concert, das den Ursprüngen und Gründen des Bösen, ohne das das Gute nicht denkbar wäre, auf den Grund geht. Frauke Thiele hat bei den Proben zugeschaut:


Mitgefühl für den Teufel, Verständnis für das Böse - um nicht mehr und nicht weniger geht es in dieser musikalisch-performerischen Kollage, die Nicola Hümpel und ihr künstlerisches Team von Nico and the Navigators entworfen haben:


„Wo besteht im Moment das gesellschaftlich Böse (…) es ist nicht dieser Gedanke, dass die Bestie in uns wütet und dass jeder im Grunde schlecht ist, sondern, (…) dass eigentlich Üble liegt in der Gesellschaft, im Wegschauen, sozusagen im kollektiven Fehlverhalten."


Das Teuflische verstehen, heißt natürlich auch: begreifen, was uns böse werden lässt: Geld, Politik, Macht, Verführbarkeit - so schnell wird aus gut böse und umgekehrt. Und genauso wechseln Szenen, Charaktere, Musik, von David Bowie bis Purcel, von John Lennon bis Rubinstein – gespielt von erstaunlich wenigen Musikern: Geige, Trompete, E-gitarre, Percussion, Klavier - der Mix ist schnell, interessant und die Stilmischung kein Problem!


„...sind im Grunde kollektiv in die Recherche gegangen und haben uns Stücke ausgewählt, von denen wir den Eindruck hatten, dass wir damit was erzählen können. Das ist ja im Prinzip bei uns immer so (…) wir gucken uns sehr viel an und dann bleiben dann bestimmte Dinge in der Produktion und andere fliegen wieder raus."


Der Teufel taucht am Anfang in Gestalt des Pianisten auf, der in die Kamera am vorderen Bühnenrand spricht und lacht, dann übernimmt der Schauspieler die Rolle des Teuflischen, aber auch in der Sängerin, den beiden männlichen Sängern, dem Tänzer taucht das Böse immer wieder auf. Das Böse verstehen, heißt aber nicht automatisch auch Mitgefühl oder Sympathie für das Teuflische, wie bei den Rolling Stones - auch wenn der Song auf Deutsch rezitiert wird…


Gedanken tauchen auf, werden weiter getragen, aufgelöst in Bildern, der Musik, dem Gesang, dem Tanz, den gesprochenen und performten Texten. Manchmal sind gedankliche Bezüge klar, manchmal erspürt man sie eher in Momenten, die wie eine Wucht treffen.


„Man muss sagen, dass wir als Künstler natürlich alle zwei Jahre Leid hinter uns haben und – da will was raus. Wir spüren auch den Dämon in uns so langsam und eine Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft (lacht). Also wir sind alle so kurz vorm Platzen und müssen das jetzt auch zum Ausdruck bringen und dazu eignet sich dieser Abend wunderbar und wir hoffen, dass wir damit auch einen Seelenkern des Zuschauers mit berühren."


Diese künstlerische Kraft, die raus will - die ist in jedem Fall zu spüren, Das Teuflische in den Blicken der Sänger und Performer springt uns förmlich an. Durch drei Kameras auf der Bühne eingefangen und dann live und kunstvoll filmisch gemischt - auf der großen Videoleinwand im hinteren Bühnenraum.


Vom Freischütz sind übrigens nur zwei ganz elementare Szenen geblieben: der Pakt mit dem Teufel und die Szene mit der verfehlten Kugel, und die sehr abgewandelt. Aber das macht nichts.


Sonst ist alles ganz frei gedacht und improvisiert, kunstvoll zusammengefügt. Was bleibt: ein Unruhegefühl, auch eine Trauer darüber, dass es ist, wie es ist, in uns und in der Welt. - Eine Aussage die aber auch hängen bleibt: (der Mensch ist an sich gut, nur ist es eben nicht so einfach…)


„Dass wir durchaus kooperativere Wesen sind, als wir denken und das liegt im Ursprung des Menschen und wir haben verloren, daran zu glauben, weil wir uns zu sehr faszinieren an diesem Bösen und das etwas ist, was in der Geschichte immer wieder fortgeschrieben wird…"


Dieser Grundgedanke des Stückes „Empathy for the devil“ durchzieht Musik, Bilder, Spiel. Und er ist übrigens dem Buch von Rutger Bregman: Im Grunde gut entliehen. Immer wieder auch im Stück zitiert. Trotz allem, was gerade so schwer wiegt, trotz all der traurigen Kraft, die in dem Stück steckt, gibt es also durchaus Hoffnung…


Weitere Aufführungen am 17., 18. Und 19.12. für den 17. Und 18. Gibt es noch Karten

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