Teuflisch gut – Musiktheater im Radialsystem

Müde, frustriert, unzufrieden? Die Musik-Show „Empathy for the Devil“ von Nico and the Navigators ist nicht nur teuflisch gut, sondern macht auch glücklich.


Falls Sie wegen Corona oder anderer Gründe aktuell den Blues spüren und einen lichten Moment in ihr Leben bringen wollen, dann schauen Sie sich dieses Stück an! „Empathy for the Devil“, zusammengestellt vom Künstlerkollektiv Nico and the Navigators, folgt zwar keiner Regel, keiner Norm und, ja, sprengt auch nebenbei alle bekannten Genregrenzen. Aber genau darin liegt der Zauber dieser Musiktheaterperformance. Ein Höhepunkt im Musikkalenderjahr.


Aber worum geht es? Das Künstlerkollektiv Nico and the Navigators wollte im vergangenen Jahr eigentlich den „Freischütz“ von Carl Maria von Weber mit dem Konzerthausorchester aufzuführen, in einer frischen, modernen und neu adaptierten Version. Doch das hat wegen der Pandemie nicht geklappt. Und so musste das Programm umgeschmissen und neu sortiert werden. Die Künstler haben sich zurückgezogen und sich passenderweise mit dem Motiv des Teufels beschäftigt, dem Bösen also, und in einem langen, nahezu dreimonatigen Prozess auf dieser diabolischen Anfangsidee herumgekaut. Als nächstes wurden die passenden Musikstücke herausgesucht und für die Band arrangiert. Jetzt kann man das Ergebnis bestaunen. 


Am Donnerstag wurde im Radialsystem Premiere gefeiert. Das Endresultat ist ein waghalsiger Parforce-Ritt durch die Geschichte, durch alle dunklen Gefühle und Bewusstseinszustände, die ein Mensch so haben kann. Das Stück ist ein Mix aus Klassik und Pop, Rock und Barock, als gäbe es keine künstlerischen und ästhetischen Schranken. Die Darsteller spielen von Szene zu Szene unterschiedliche teuflische Situationen durch, die zum Nachdenken anregen und die Frage stellen: Was ist es eigentlich das Böse? Steckt es in uns oder kriecht es in uns hinein? Wie schon Wagner wusste, findet man es sehr leicht im Musikalisch-Dionysischen. 


Auf der Bühne steht links die Band, bestehend aus Violine, Klavier, Gitarre, Schlagzeug und Trompete. Also ist auch hier alles halb poppig, halb opernhaft und vor allem überraschend gehalten. Manchmal mutieren die Musiker zu Darstellern und die Darsteller zu formvollendeten Opernsängern. Mal wird David Bowie gesungen („The Man Who Sold The World”), mal die „Arie des Dämons“ von Anton Rubinstein, mal ein Mephisto-Stück aus Charles Gonouds „Faust“ oder „Happiness Is a Warm Gun“ von den Beatles. Jedes Stück atmet Gefühl, Kraft, Verve. Ein umwerfender Reigen breitet sich innerhalb der 90 elektrisierenden Minuten aus, der nicht nur aus Gesang und Performance, sondern auch aus Tanz besteht. Besonders beeindruckend ist der performative Wahnsinn, den der Schauspieler Martin Clausen zur Schau stellt. Man bekommt es mit der Angst zu tun, auch dank der klug eingesetzten Kameras und Videoschnipsel – und fühlt sich doch befreit. Sehen Sie sich dieses Stück an. Es macht teuflisch glücklich!

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