„Silent Songs into the wild“ – Nico and the Navigators

Nico and the Navigators, das ist eine der deutschen Tanztheater-Truppen, bekannt vor allem für die Lust der Chefin, der Choreographin Nicola Hümpel, die Welt der Musik durch den Tanz zu erforschen, zu illuminieren, zu illustrieren. Heute Abend laden Nico and the Navigators zu einer Berlin-Premiere. Mit ihrer Performance SILENT SONGS into the wild und sie laden in Berlin ins Konzerthaus. Frauke Thiele konnte dort bereits erkunden, was uns erwartet. F. Thiele.: Es liegt eine starke Melancholie im Konzertsaal, die natürlich mit Schuberts Musik selbst zu tun hat. Mit den Bezügen zum Thema Flucht, die der Abend SILENT SONGS into the wild in Schuberts Liedern gefunden hat. Aber die starke Melancholie entsteht natürlich auch aus der Aktualität selbst. N. Hümpel: Heute ist nicht mehr gestern. Und zwar ganz extrem. Deutschland hat sich heute verändert und wir werden diesen Abend sicherlich unter diesem Aspekt denken. Wir können gar nicht anders. Wenn man sich überlegt: Wir haben hier 7 Nationen vereint, die sich da auf dieser Bühne begegnen in einer liebevollen Art und das gibt doch zu denken, wenn es um diese Themen von Überfremdung und so weiter geht. Uns als Team bedeutet der Abend sehr viel. F. Thiele: Die 4 Sänger und 3 Tänzer wandern etwas ratlos auf der Bühne umher. In normaler Alltagskleidung, in verschiedenen Blau- und Grautönen. Die Szenerie hat nichts von einem glänzenden Liederabend der klassischen Art. Auch wenn der Bariton Nikolay Borchev ans Klavier tritt, lässig eine kleine dunkelblaue Pelzboa um den Hals, hat das allenfalls eine ironische Note – ohne aber an Melancholie zu verlieren. Die Idee Schuberts Lieder mit dem Aspekt des Heimatverlustes zu verbinden kam Nicola Hümpel vor zwei Jahren, als sie zusammen mit Studenten in München am Liedgut arbeitete und gerade die ersten Flüchtlingsströme dort am Bahnhof ankamen. Sie bat Sänger aus ihrem Pool von Nico and the Navigators, sich Schuberts Liedern unter diesem Aspekt ganz neu zu nähern. N. Hümpel: Das geht zwangsläufig einher, wenn man diese Texte heute von Heine und Müller hört. Und dazu kommen natürlich diese ganzen Themen wie Abschied, Heimatsuche, dem ewigen Fremdsein, der Einsamkeit, die Sehnsucht nach Geborgenheit. All diese Begriffe sind permanent in den Texten und in seiner Musik vorhanden. F. Thiele: Die Sänger wählten selbst Lieder aus, sangen sie erst einmal und es kristallisierten sich bald erstaunliche, sehr unterschiedliche Subtexte heraus. Wie bei der Sängerin Sarah Laulan, deren Eltern als Kinder aus Algerien flüchteten und die mit diesen Fluchtgeschichten aufgewachsen war. Als sie den Wanderer sang, bildete sich zunächst eine feine arabische Klangnote heraus, dann ein Klagelied, das Nicola Hümpel herausarbeiten ließ. Es sind diese persönlichen Momente, die die Sänger nicht nur Sänger, die Tänzer nicht nur Tänzer, die Musiker nicht nur Musiker sein lassen, sondern Menschen mit persönlichen Geschichten, unterschiedlichen Erfahrungswelten und Assoziationen zum Thema Fremd, Heimat oder Abschied – gespiegelt auch in Gedichten, Zitaten und ganz persönlichen Erzählungen. Dabei scheinen einen die Sänger direkt anzusingen oder eben auch anzusprechen, vergrößert und glasklar sieht man sie auf der Leinwand. Sie schauen direkt in eine der statischen Kameras links und rechts der Bühne und ihre Gesichter und Körperhaltungen werden live im Konzert auf die zwei großen Leinwandflächen gemischt. Oft werden die Bewegungen der Tänzer direkt dagegen gesetzt und verstärken den Ausdruck. N. Hümpel: Wir fühlen uns sehr konkret selbst angesprochen und im Grunde genommen passiert jetzt auf der Bühne, das was ich immer im Probenraum so herrlich erlebe, und was oft dann in den großen Sälen verloren geht. Nämlich diese unglaubliche Intimität, die Kameras sind sehr, sehr intim. F. Thiele: Ungezwungen könnte man es nennen, wie sich Nico and the Navigators den bekannten Schubert-Liedern annähern, auch immer wieder mit humorvollen Noten – wenn die Tänzerin sich um den Sänger windet und dadurch den Inhalt des hingebungsvoll gesungenen Liebesliedes mit schmachtendem Blick untermalt und ganz plastisch werden lässt. Ein Liederabend der Assoziationen – locker und doch bleiern schwer, mit ausgelassenen Momenten und doch tieftraurig, wie die Wirklichkeit und wie Schubert eben. Ihn ins Hier und Jetzt zu holen, das sei eine Notwendigkeit, davon ist Nicola Hümpel überzeugt – wenn wir wollten, dass seine Musik erhalten bleibt: N. Hümpel: „Schubert ist für jeden da, Schubert war einer von uns, Schubert war nicht elitär und ich wünsche mir, dass so ein Kulturerbe erhalten bleibt, indem man es auch einfach zeitgenössischer aufführt und ich bin fest davon überzeugt, dass Schubert das freuen würde.

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