Starckes Gethön im Sound unserer Tage

Griffiger wirkt da jene Annäherung, mit der die Berliner Kompanie „Nico and the Navigators“ aktuell durch die Lande zieht (am kommenden Freitag und Samstag noch zweimal im Rahmen der Kasseler Musiktage): „Fleisch und Geist“ ist eine gleichermaßen freche wie tiefsinnige, amüsante und dabei dennoch oft auch traurige Befragung nicht nur des Komponisten allein, sondern auch seiner und unserer Zeit. Schütz, diesmal vor allem mit seinen Hohelied-Vertonungen präsent, Claudio Monteverdi & Co werden hier in einer surreal entgrenzten, staunenswert phantasievollen und gelegentlich befremdlichen Collage (Konzept und Regie: Nicola Hümpel, Bühne: Oliver Proske) aufgefahren.

Frühbarocker Originalklang schwappt unversehens in Richtung Breakdance, moderne Beats hinterlegen Madrigale und Passacaglien, während eine Wand mächtiger Folianten im Laufe der quirligen Aktionen lustvoll konsumiert, gefleddert und schließlich zerlegt wird: ein Spiel der Klang- wie Bildmetaphern und Allegorien, das sich als performatives Gesamtkunstwerk ausspinnt, virtuos ohne Perfektionsanspruch, offen bleibend für Improvisatorisches und von einer Vitalität, die – darin wieder ganz nahe bei der musikalischen Zentralperson dieser frühen Novembertage – auch Trauer und Erschütterung integrieren kann.

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