zeitfenster / Radialsystem V: „Angel’s Share – a staged concert“

Auf liebenswerte Weise sind Nico and the Navigators auf der Spur dessen, was englische Musik – und nicht nur sie – essentiell ausmacht: Fantasie, Ironie, Humor, Innigkeit ... Adrian Gillott als Erzähler bricht immer wieder das Gehörte und die Konzertrituale, allerdings muss man als Konzertgänger des Englischen mächtig sein, um alle Feinheiten zu erfassen. Die Grenzen zwischen Kunstmusik und Taverne verschwimmen in Improvisationen und höchstem Kontrapunkt in Purcells Musik, allerdings werden die ja doch vorhandenen, ganz unterschiedlichen sozialen Kontexte dabei auch zu sehr überblendet. Im Vordergrund steht die Lust am Improvisieren, auch mit Gegenständen, sehr leicht und spielerisch von Nicola Hümpel ersonnen. Landkarten, Fächer, Halskrausen, alles kann sich verwandeln. Nadine Milzner, als Tänzerin angekündigt, bleibt allerdings im wesentlichen Repräsentantin der Stiff upper Lip und des allzu ernsten Kunstbetriebs anwesend. So sind die wenigen Bewegungseinlagen auch eher stereotyp. Die Musiker der Akademie für Alte Musik haben sich zwar einen modischen Namen zugelegt, aber die lustvoll fiddelnde Seite des Ursprungsensembles ist jederzeit erkennbar. Das Kunstmusik doch von elitärem Raffinement lebt, das Natürlichkeit nur suggeriert, konnte man eindrucksvoll durch die Interpretationen von Julla von Landsberg erleben. Am Schluss wird Whiskey, als Angel's share ausgeschenkt, und alles löst sich in Wohlgefallen auf. Dass dabei die Konflikte zwischen Schottland und England gerade heute wieder aufbrechen, wird im Alkohol etwas vernebelt.

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