The whole Truth about Lies

Musiktheater über Selbstbetrug, Fremdbestimmung, Notlügen und Trugschlüsse

Die ganze Wahrheit über Lügen? Ist das überhaupt vorstellbar – und wünschenswert?

 

In unserer neuesten Berliner Premiere gilt unser Interesse unter anderem der stärksten Waffe populistischer Politiker: der Lüge. Wie effektiv sich dieses uralte Mittel zur Macht einsetzen lässt, hat zuletzt die Präsidentschaftswahl in den USA gezeigt, in der ein schamloser Lügner triumphierte. Aber auch das Erstarken rechtsnationaler Kräfte in anderen Teilen der Welt geht oft mit dem gezielten Einsatz von Unwahrheiten, Desinformation und Fake News einher. Selbst das Ende der Großen Koalition in Berlin wurde mit dem Bruch jenes Vertrauens begründet, dessen wesentliche Voraussetzung die Wahrheit ist. Aber war nicht auch dieses Bündnis von vornherein auf Selbstbetrug gegründet? 

Mit dem Musiktheater-Abend „The whole Truth about Lies“ verwandeln wir die Bühne in einen Lügendetektor. Die Inszenierung beschäftigt sich – mal augenzwinkernd, mal nüchtern – mit der Wahrheit als abstrakte Größe, die im Privaten wie im Politischen existenzielle Wirkung entfalten und ungeahnte Katastrophen herbeiführen kann. 

Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen echten Körpern und falschen Bildern ebenso wie zwischen den Genres. In navigatorischer Manier bewegt sich der Abend zwischen Barock und Pop, zwischen Gesang, Tanz und Text. Optisch wird die Wahrnehmung durch die Verbindung von alten Theaterillusionen und neuen KI-Technologien auf die Probe gestellt. 

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Nico and the Navigators in Shanghai - Fernsehbeitrag in shine.cn Is AI a friend or a threat to stage art creators?

Pressestimmen

Alban Nikolai Herbst / Faust Kultur

Nico and the Navigators zeigen erneut ein Meisterspiel mit den Sinnen. In ihrer neuen Inszenierung verweben sie Illusion, Ironie und postmoderne Erzählkunst zu einem Gesamtkunstwerk, das die Grenzen von Täuschung und Wahrheit auslotet. Zwischen atemberaubender (Tanz) Akrobatik, Klangcollagen und philosophischen Dialogen lässt die Truppe das Publikum lachen, staunen – und kurz innehalten. Doch wo endet der Schein, und wo beginnt die Lüge? Ein unvergesslicher Abend, der die Zuschauer mitreißt und nachdenklich stimmt.

Alban Nikolai Herbst / Faust Kultur

Nico and the Navigators: »The whole Truth about Lies«


Das international gefeierte Ensemble Nico and the Navigators zeigen erneut ein Meisterspiel mit den Sinnen. In ihrer neuen Inszenierung verweben sie Illusion, Ironie und postmoderne Erzählkunst zu einem Gesamtkunstwerk, das die Grenzen von Täuschung und Wahrheit auslotet. Zwischen atemberaubender (Tanz) Akrobatik, Klangcollagen und philosophischen Dialogen lässt die Truppe das Publikum lachen, staunen – und kurz innehalten. Doch wo endet der Schein, und wo beginnt die Lüge? Ein unvergesslicher Abend, der die Zuschauer mitreißt und nachdenklich stimmt.


Ganz sicher muß ich das 1998 von Nicola Hümpel und Oliver Proske gegründete Ensemble Nico and the Navigators nicht mehr eigens vorstellen. Längst tourt es international, wurde mehrmals für bedeutende (Musik)Theaterpreise nominiert, erhielt den Georg-Tabori-Preis; Nicola Hümpel selbst strich 2016 den Konrad-Wolf-Preis der Berliner Akademie der Künste ein. Doch das ist Betrieb.


Daß Proske und Hümpel Auge & Ohr auf die oft unmittelbare Gegenwart gerichtet halten, kommt ihm entgegen. Zugleich indes behalten sie im Blick, woraus sie sich speist – was künstlerisch zu einem starken Synkretismus führt, der sich, wie Alfred Schnittkes Musik, »polystilistisch« nennen ließe. Er verdankt sich postmodernen Narrativen ebenso, wie er auf den Spaß des Publikums, auf Entertainment, setzt. Das, sagen wir, ›pädagogische‹ Ziel mag Erkenntnis zwar sein, doch wird dem Publikum vor allem unentwegt Futter gegeben – nicht zuletzt durch mit großer Spiellust gehandhabter virtueller Techniken.


Die Menschen sollen erst einmal staunen, am liebsten auch noch lachen, selbst (oder gerade dann), wenn es zu auffälligen Momenten eines kurzen Zurückzuckens kommt, bevor begriffen wird – Zehntelsekunden der Verblüffung. »Und Jonas ist auch übrigens nicht dein Sohn«, offenbart die Frau dem Mann. Worauf ganz trocken er: »I know, I had a vasactomy.« Der wirkende Trick besteht darin, daß anstelle der Frau wir es sind, den kleinen Schock zu spüren; entsprechend werden die Lacher erst versetzt laut. Indessen sie selbst, die Frau, spricht unbetroffen weiter: »Deine tiefe Stimme ist so einlullend – eine endlose Predigt.«


Solche Sprechtheaterparts werden immer wieder zwischen die Aktions- vor allem Tanzszenen geschoben, die allzu schwere Bedeutungslasten wieder ins Schweben bringen und mit den Klang- und Bildcollagen ein Kontinuum realisieren, das einiges mit Richard Wagners Begriff des Gesamtkunstwerks zu tun hat. Die von ihm erstrebte Transzendierung allerdings wird durchweg ironisch gebrochen; die Postmoderne ist zu cool, um Pathos zuzulassen, auch wenn die sinnliche Wahrheit selbst dann erhalten bleibt, wenn, wie es fast durchweg geschieht, die Mechanik der Illusion mit vorgeführt wird. Den Schein-Charakter versehrt dies nicht – unser Wahrnehmungsapparat (der Augenschein) fällt auf ihn rein.


Das reißt uns komplett mit. Dennoch findet sich die eigentliche, von der (Tanz)Akrobatik unterschieden, Kunst in den Musikstücken. Imgrunde sind sie der Herzschlag einer jeden Aufführung, und zwar besonders, wo sie gleichsam reißen oder von referatsartigen Rezitationen (bzw. Dialogen wie oben) zwar nicht gestört, doch immer wieder auf den Boden der Realität heruntergezogen, gleichsam materiell werden. Und damit politisch.


Hier allerdings, in dieser neuen Inszenierung der »Navigatoren« – passender als das Berliner Radialsystem kann ein Haus für ihre Ästhetik nicht sein (aber auch dessen Existenz → ist nun gefährdet) … – diesmal thematisiert die Truppe gleichsam sich selbst: »The whole Truth about Lies« verschneidet den Schein eines jeden Theaters mit dem Begriff der Lüge als einem auf ein Ziel hin strategisch ausgerichteten falschen Behaupten. Das ist schon insofern nicht ohne Widersinn, als etwa ein KI-erzeugter halbphilosophischer Text auch dann nicht »gelogen« ist, wenn er, wird er ein bißchen abgeklopft, komplett in sich zusammenfällt.


Es fehlt ja die Absicht; eine solche setzte Bewußtheit voraus, über die Maschinen und ihre Algorithmen aber schwerlich verfügen. Von der KI wird nur gesammelt und nach Quantitäten gewichtet. Ebensowenig sind irrtümliche Aussagen schon Lügen; die Rechtsprechung spricht vom »guten Glauben«: Guten Glaubens gehandelt zu haben, schließt den Betrug eben aus. Bereits insofern wäre der »Schein« von der »Lüge« auch dort zu trennen, wo sich deren Konturen schon mal überlappen.


Das Spiel der Truppe trennt es nicht. Schließlich liegt es an uns selbst, wenn wir dem Spiegel glauben, der über die gesamte Bühnenbreite schräg gekippt ist: In der Luft balanciert jemand auf einer weißen Stange, aufrecht, nicht selten in Gefahr, das Gleichgewicht zu verlieren; und wir sehen Menschen fliegen, dies ebenfalls im Spiegel. Tatsächlich, was wir aber zugleich sehen, führt jemand, der am Boden liegt, perfekt einstudierte Bewegungen aus. Und im Spiegel die Stange ist nichts anderes als auf dem Boden der Streifen einer in gerader Linie ausgerollten Klopapierrolle.


Wir wissen also und wissen doch nicht. Und erkennen, daß wir den Augen glauben wollten. Aber erst später beginnen wir zu denken: Sind wir der Täuschung bedürftig? Schon zieht es uns ins Herz der Kunst, das eine wahre Lüge ist – das mentir-vrai Aragons.


Genau das möchten die Navigators aber, verzeihen Sie das längst klischierte Wort, »hinterfragen«, d. h. politisch kritisieren. So schreibt Oliver Proske in dem Programmheft:


Die Umbenennung einer altbekannten Illusion in eine futuristische Technologie illustriert aber zugleich die Bereitschaft, mit der die Oberfläche für die Tiefe, das Abbild für das Original genommen wird. In einer solchen Welt wird die Lüge zur Wahrheit, weil sie bequemer, zugänglicher und spektakulärer erscheint. Diese Lüge ist nicht harmlos; sie reflektiert eine Gesellschaft, die zunehmend bereit ist, Oberfläche für Substanz, Erscheinung für Essenz zu nehmen (…)


Was falsch ist. Lüge wird nicht zur Wahrheit, man hält sie nur dafür. Das ist ein Unterschied, und es fragt sich sehr, ob dies jemals anders war. Scheint nicht auch das so nur zu sein? Zugenommen freilich haben die – mit der KI auch technischen – Instrumente der Manipulation. Doch das ist abermals Quantität, nicht Essenz. Gleichwohl, das Programmheft setzt mit der Travestie des christlichen Glaubensbekenntnisses noch eins drauf (dessen originaler Wortlaut die gesamte Performance begann)


Ich glaube an die Lüge

Die Allmächtige

Die Triebkraft der Menschen auf der Erde


(Gibt’s anderswo noch welche?)


Und an den Fortschritt

Ihren natürlichen Begleiter, unsern Stern,

Empfangen durch unstillbare Gier,

(…)

Aufgefahren in die Zukunft,

Er sitzt zur Rechten der Lüge,

Der allmächtigen Mutter;

(…)

Ich glaube an falsche Versprechen, 

Da unaufhaltsame Wachstum,

(…)

Verleumdung der Guten und das ewige Böse.

Amen.


Ja, ganz furchtbar, dieser Text; hätte ich ihn vor der Aufführung gelesen, ich hätte nicht im Publikum gesessen. Nur hätt ich dann das Grandiose dieses Abends verpaßt – nämlich daß völlig anders, als dieser agitatorische Politkitsch fürchten läßt, das neue Stück der Truppe vorsichtig agiert; bei aller Virtuosität besonders des Ausdruckstanzes (umwerfend: Yui Kawaguchi) und der Instrumentenführung bekam ich ständig das Gefühl, mich auf brüchigstem Boden zu bewegen: Etwa ist die Rezitationsform – Rezitativ möcht ich sie nennen – vor allem eine des ständigen sich selbst und die andren Befragens.

 

Nichts ist fest gefügt, wenig sicher gewußt. Wir bewegen uns durch dasselbe, nur eleganter, Kontinuum aus Ungewißheiten wie in unsrer Alltagswirklichkeit. Der Unterschied – ein eklatanter allerdings – besteht darin, daß wir es hier genießen. So lassen die Navigators aus den Unsicherheiten Möglichkeiten werden, Voraussetzung für Freiheit. Genau das ist es, was uns an diesem Abend fast erlöst hat, zumindest doch erleichtert. Und auch, wenn mich die Frage nachher noch tagelang beklemmt (wer schluckte da nicht?):


Und jetzt? Gilt jetzt ›Eingabe‹ statt ›Eingebung‹?


Hat uns Nico and the Navigators Trupp nicht nur einen Abend großen Vergnügens, sondern eine Art von Hoffnung geschenkt – egal, ob wieder auch sie Illusion ist.


Zhu Guang / Xinmin Art Review | Evening News

[…] Die innere Logik von Musik und Bildgestaltung verbindet sich hier zu einer eindrucksvollen philosophischen Reflexion über Lüge und Wahrheit. Und genau darin liegt die Raffinesse dieser Inszenierung […] Im Rahmen des „DIGI MUSE – Festival für Musik und technologische Innovation 2025“ feierte kürzlich in der Shanghai Concert Hall das Musiktheaterstück „The whole Truth about Lies“ seine Asienpremiere. Dieses Werk verweist auf ein aktuelles Thema: die KI-Illusion. Hier wird die ästhetische Wirkung von KI nicht nur sichtbar gemacht, sondern zugleich ihre Grenzen und Brüche offengelegt. […] Das gesamte Stück lebt vom Kontrast zwischen der geerdeten Realität auf der Bühne und den Spiegelbildern sowie den dahinter liegenden imaginären Räumen […] 

Zhu Guang / Xinmin Art Review | Evening News

Schon der Titel "The whole Truth about Lies" ist dialektisch angelegt: Wenn es sich um Lügen handelt – wo ist dann die Wahrheit? Doch vielleicht lassen sich im Zusammenspiel unterschiedlicher Arten von Lügen gemeinsame Muster und sogar ein kollektives Verständnis von Lüge extrahieren – und in eben dieser Analogie könnte sich ein Stück Wahrheit finden.


„Ich gehe nicht auf Wolken, sondern auf der festen Erde“ – dieses berühmte Zitat des Philosophen Ludwig Wittgenstein steht für die Weisheit, die im gelebten Alltag wurzelt, nicht in luftigen Höhen oder in den Sternen. Glück findet sich nicht am Ende einer erklommenen Leiter, sondern im festen Stand auf dem Boden und in dem, was wir in den Händen halten.


Im Rahmen des "DIGI MUSE – Festival für Musik und technologische Innovation 2025" feierte kürzlich in der Cadillac Shanghai Concert Hall das Musiktheaterstück "The whole Truth about Lies", eine Koproduktion des deutschen Ensembles Nico and the Navigators und der Schwetzinger SWR Festspiele, seine Asienpremiere. Dieses Werk, das künstlerisch auch KI-Technologien integriert, interpretiert Wittgensteins Gedanken in einer eindrucksvollen Bühnenform.

Auch die Raumgestaltung dieser Inszenierung ist bemerkenswert. Eine einseitig durchlässige Spiegelwand erstreckt sich von links nach rechts über die gesamte Bühnenmitte und teilt die Spielfläche in verschiedene Zonen. Aus der Perspektive des Publikums erscheinen die Darsteller zwar im selben Raum – tatsächlich jedoch sind sie durch die Spiegelwand voneinander getrennt und bewegen sich in unterschiedlichen, wechselseitig blinden Dimensionen.


Die realen Körper und ihre zahllosen Spiegelbilder auf der Bühne ähneln sich zwar äußerlich, sind aber letztlich grundverschieden. Gerade dieses Bühnenbild verweist auf ein aktuelles Thema: die KI-Illusion. Hier wird die ästhetische Wirkung von KI nicht nur sichtbar gemacht, sondern zugleich ihre Grenzen und Brüche offengelegt.


Eine der Wahrheiten über Lügen lautet: Lügen klingen (oder erscheinen) oft schöner als die Realität. Obwohl auf der Bühne lediglich einfache Requisiten wie Rollen von Toilettenpapier zum Einsatz kommen, verwandeln sich die Bilder – Dank in den Bühnenraum integrierter Live-Kameras und KI-gestützter Projektionen – auf der Spiegelfläche in ästhetisierte Illusionen. Eine Sängerin steht schlicht in Weiß gekleidet auf der Bühne und singt Richtung Publikum. Ihr Partner legt ihr Bahnen von Toilettenpapier um die Schultern. Doch im Spiegelbild verwandelt die KI die Szenerie: Das Papier wird zur traditionellen Haube und zu Rockbändern – wie eine zum Leben erwachte Ölmalerei aus vergangenen Jahrhunderten.

Eine weitere Wahrheit über Lügen: Es wird sich immer jemand finden, der sie glaubt. Während die Verwandlung des Papiers in fließende Stoffe noch als offensichtliche ästhetische Überhöhung erkennbar ist, führt das Geschehen beim Einsatz von „Les oiseaux dans la charmille“ – der sogenannten Puppenarie aus Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen" – in tiefere Schichten der Inszenierung.


Abgesehen von der KI-basierten Spiegelillusion entstehen alle weiteren künstlerischen Effekte auf der Bühne durch menschliches Handwerk. Einer der Tänzer zeichnet mit Toilettenpapier die Umrisse eines Hauses auf den Bühnenboden und setzt sich anschließend hinter die Spiegelwand — im projizierten Spiegelbild sieht es so aus, als säße er am Fenster eben jenes Hauses. Die Tänzerin am Boden vor dem Spiegel – scheinbar neben dem Haus sitzend – und er agieren in getrennten Dimensionen, doch der Spiegel führt sie sichtlich zusammen. Die Sängerin der Puppenarie, die sich im selben realen Raum wie der Tänzer befindet (auf der anderen Seite des Spiegels), begleitet das Geschehen mit Ukulele und Gesang. Für die Zuschauer wirkt nun die Tänzerin – die den Hausrahmen abträgt und immer wieder versucht, die imaginäre Mauer zu durchbrechen – wie die vermeintliche 'Dritte im Bunde'. Doch ihr Versuch einer Annäherung wird stets von den Klangwellen der Ukulele zunichte gemacht.

In dieser Szene bleibt offen: Wer ‚sagt‘ hier die Wahrheit, wer lügt? Die drei Figuren sind zwar durch Spiegel getrennt und bewegen sich auf verschiedenen Ebenen – erzeugen eine Illusion - und doch neigen wir als Zuschauer stets dazu, unserem ‚gelenkten Blick‘ Glauben zu schenken.


Eine weitere Wahrheit über Lügen lautet: Es scheint, als könne eine einzelne Person stellvertretend für viele sprechen. 1965 schrieb der US-amerikanische Sänger Barry McGuire das Anti-Kriegs-Lied "Eve of Destruction", eine scharfe Anklage gegen die damalige amerikanische Gesellschaft.

Auf der Bühne singt der Schlagzeuger dieses Lied, gekleidet in eine orangefarbene Rettungsweste. Gleichzeitig erscheint sein Bild auf der Spiegelfläche – doch neben ihm wird ein KI-generiertes Abbild sichtbar, ebenfalls mit orangefarbener Rettungsweste. Im Verlauf des Songs verändert sich dessen Gesicht ebenso wie einzelne Details der Weste kontinuierlich, sodass im Spiegel immer neue Gesichter erscheinen. Damit entsteht der Eindruck, als würde der Sänger mit der Stimme vieler singen. Doch bleibt die Frage: Kann ein Einzelner tatsächlich für viele sprechen? Wahrscheinlich nicht.


Eine weitere Wahrheit über Lügen lautet: Lügen sind oftmals fehlerhafte Kopien der Wahrheit – doch wenn sich diese Kopien zusammenschließen, können sie die Wahrheit überwältigen.

Zu den Klängen von Chopins 2. Klaviersonate "Grave; Doppio Movimento" stehen hinter der Spiegelwand zwei Männer, die miteinander in Konflikt geraten. Als Tänzer A plötzlich als Double im Spiegelbild erscheint, scheint ihm dieses zusätzliche Abbild zunächst als Helfer zur Seite zu stehen. Doch das Spiegelbild – gefangen im Rahmen der Spiegelfläche und ohne erkennbare Füße – bleibt eine fehlerhafte Kopie. Kurz darauf erscheint auch das Double von Tänzer B.

Schließlich geraten mehrere solcher fehlerhaften Kopien in einen immer chaotischeren Kampf. Am Ende sind es die beiden realen Tänzer selbst, die erschöpft zu Boden gehen.

Die musikalische Struktur von Chopins Sonate, in der sich lyrische, dramatische und kontrapunktische Elemente kunstvoll überlagern, spiegelt sich in dieser Szene perfekt wider: Die innere Logik von Musik und Bildgestaltung verbindet sich hier zu einer eindrucksvollen philosophischen Reflexion über Lüge und Wahrheit. Und genau darin liegt die Raffinesse dieser Inszenierung.


Das gesamte Stück lebt vom Kontrast zwischen der geerdeten Realität auf der Bühne und den Spiegelbildern sowie den dahinter liegenden imaginären Räumen. Zunächst scheint die Beziehung zwischen Boden und Spiegelbild klar: eine simple Spiegelung, allenfalls seitenverkehrt und mit einer Sekunde Verzögerung. Doch allmählich offenbart sich, wie vielgestaltig und manipulativ diese scheinbare Spiegelwelt sein kann.

Ein Großteil der projizierten Bilder entsteht aus den Bewegungen der Darsteller*innen, die auf dem Boden liegend agieren. Damit ihre Spiegelbilder scheinbar mühelos Berghänge erklimmen; in Abgründe stürzen; gen Himmel fliegen oder schwerelos durchs Wasser gleiten, choreografieren die Tänzer*innen ihre Körper am Boden in mitunter äußerst verdrehter und anstrengender Art und Weise.

Man könnte es so verstehen: Es erfordert oft viel mehr Anstrengung, als sichtbar wird, um es nach außen hin leicht und mühelos erscheinen zu lassen – oder anders gesagt: Wahrheit ist mühsam zu erlangen, während schöne Illusionen, die sich als Wahrheit ausgeben, oft trügerisch leicht daherkommen.


Die Musik, insbesondere die Liedtexte, die sich stilistisch von klassischer Musik über Kunstlied bis hin zu Pop erstrecken, bildet die dramaturgische Klammer des Abends und gestaltet die emotionale Dramaturgie, die sich in enger Verbindung mit Tanz und Bewegung entfaltet.

Nach einer weiteren Klaviersonate von Chopin – dem berühmten „Trauermarsch" – erscheint ein Schauspieler mit nacktem Oberkörper auf der Bühne, der symbolisch für die Lüge steht. Er bewegt sich fanatisch um sich selbst und dabei raumgreifend wie ein Sektenführer und sammelt seine Schäfchen, die ihm orgiastisch ergeben sind.


Zum Finale, begleitet von John Lennons "Gimme Some Truth", entfaltet sich auf der Bühne ein weiteres kraftvolles Bild: Die Künstler*innen rollen singend nacheinander herein und kommen nebeneinander wie in einem großen Bett zum Liegen – jeder mit einem Kissen unter dem Kopf – und reißen Bahnen von Toilettenpapier ab, um damit das Wort LOVE zu formen. Gleichzeitig kriechen sie unter ein riesiges Laken und finden dabei jeweils Halt und Nähe beim Nächsten. Mit dem letzten Ton des Liedes entreißen acht der Darsteller*innen dem Lügen-Darsteller das Laken und lassen ihn schließlich unbedeckt und isoliert am Bühnenrand liegen.

Annett Jaensch / Rostrot-Texte

Von der kleinen Unwahrheit im Privaten bis zum großen Schwindel auf der politischen Bühne, im Sujet des Lügens steckt von Natur aus jede Menge Negativ-Potenzial. Dass der Abend trotzdem auffallend viele poetische Momente bereithält, liegt vor allem an einer alten Illusionstechnik, die Nico and the Navigators ausgegraben haben […] Wenn die Darsteller:innen auf dem Boden liegen und sich bewegen, wirkt es in der vertikalen Projektion so, als würden sie durch die Luft schwimmen oder fliegen. Ein dramaturgischer Kniff, der auch dem Publikum einen Spiegel vorhält: Wir sehen „die Lüge“ und erliegen trotzdem ihrem optischen Reiz […] Gehen wir am Ende mit „The Whole Truth about Lies“ nach Hause? Das vielleicht nicht, mit reichlich Input für Denkanstöße aber schon. 

Annett Jaensch / Rostrot-Texte

Es beginnt als zart sprießendes Geflecht. Gerade noch war das Gesicht von Annedore Kleist zu sehen. In großformatiger Projektion erzählt sie, dass jeder Mensch pro Tag auf 200 Lügen kommt. So jedenfalls die landläufige Behauptung. Während die Schauspielerin redet, wuchert der Bildschirm immer weiter zu. Aus dem harmlosen Myzel vom Anfang ist ein Geschwür, ein toxischer Pilz geworden, der sich wie ein opaker Film über alles legt.


Das ist nur eine von vielen visuellen Metaphern, die Nico and the Navigators für ihre neue Produktion ersonnen haben, um einem Phänomen nachzugehen, das immer mehr in unsere Lebenswirklichkeit einzubrechen scheint: die Lüge und ihre modernen Schwestern, die Fake News. Dem Stück den Titel „The whole Truth about Lies“ zu geben, rückt bereits ein wichtiges Merkmal des Lügens in den Fokus, nämlich die Absolutheit der Behauptung, die bei näherem Hinsehen genauso schnell wieder in sich zusammenfallen kann.


In typischer Nico-and-the-Navigators-Manier verzahnt das Ensemble um Nicola Hümpel und Oliver Proske Musik, Text und Tanz zu einer vielschichtigen Collage, die – vielleicht noch mehr als sonst – mit der Illusionskraft der theatralen Oberfläche spielen will. Als Booster der optischen Gaukelei kommen dabei KI-Bildgeneratoren zum Einsatz. In einem wahnwitzigen Ritt morphen sich die Bilder durch ein Panoptikum der Verfremdung. In dem natürlich auch an den Themen Macht der sozialen Medien und Manipulation der Massen entlanggesurft wird. Wen überrascht´s, wenn sich in diesem Personen-Karussell Figuren wie Trump, Putin und Marine Le Pen herausschälen? Wohl niemanden.


Von der kleinen Unwahrheit im Privaten bis zum großen Schwindel auf der politischen Bühne, im Sujet des Lügens steckt von Natur aus jede Menge Negativ-Potenzial. Dass der Abend trotzdem auffallend viele poetische Momente bereithält, liegt vor allem an einer alten Illusionstechnik, die Nico and the Navigators ausgegraben haben: „Pepper´s Ghost“. Um 1860 vom britischen Erfinder John Henry Pepper entwickelt, sorgt ein halbtransparenter, gekippter Spiegel für verblüffende Bühneneffekte. Wenn die Darsteller:innen auf dem Boden liegen und sich bewegen, wirkt es in der vertikalen Projektion so, als würden sie durch die Luft schwimmen oder fliegen. Ein dramaturgischer Kniff, der auch dem Publikum einen Spiegel vorhält: Wir sehen „die Lüge“ und erliegen trotzdem ihrem optischen Reiz.


Auch musikalisch schürft der Abend tief im klassischen und zeitgenössischen Repertoire nach dem Soundtrack zum Betrügen und Betrogenwerden: Von Händels barocker Schutzengel-Beschwörung über Chopins „Trauermarsch-Sonate“, Schumann-Liedern à la „Ich grolle nicht“ bis hin zu „Little Lies“ von Fleetwood Mac und „Gimme Some Truth“ von John Lennon spannt sich der Bogen.


Gehen wir am Ende mit „The Whole Truth about Lies“ nach Hause? Das vielleicht nicht, mit reichlich Input für Denkanstöße aber schon. 

Christoph Wagner / Rhein-Neckar-Zeitung

Bestimmt war der Abend von den hohen künstlerischen Leistungen, emotionaler Spannkraft und unbändiger Spielfreude des gesamten Ensembles, mit denen die von überbordender szenischer Fantasie geprägte Konzeption der Ensemble-Chefin Nicola Hümpel auf die Bühne gebracht wurde.

Christoph Wagner / Rhein-Neckar-Zeitung

Das Musiktheater-Ensemble Nico and the Navigators gastierte zum Abschluss der Schwetzinger Festspiele im Rokoko-Theater


Eine gewisse Verwirrung dürfte bei größeren Teilen des Publikums gleich zu Beginn entstanden sein, als ungekürzt das christliche Glaubensbekenntnis rezitiert wurde. Eingefangen wurde das dann im letzten Sprechtext von „The whole Truth about Lies“, eine Art Revue, die das Berliner Musiktheater- Ensemble Nico and the Navigators zum Abschluss der diesjährigen Schwetzinger SWR-Festspiele im Rokoko-Theater präsentierte, verfasst vom Ensemble selbst: „Ich glaube an die Lüge / Die Allmächtige / Die Triebkraft der Menschen auf der Erde / Und an den Fortschritt / Ihren natürlichen Begleiter, unseren Stern. / Empfangen durch unstillbare Gier, / Geboren in den blutigen Schlachten, / Gelitten unter den Zwängen der Wahrheit, / Gerichtet, aber nie gestorben, / Hinabgezogen in das Reich des Guten / Immer wieder auferstanden von den Guten / Aufgefahren in die Zukunft. / Er sitzt zur Rechten der Lüge / der allmächtigen Mutter; / Und dort wird er bleiben / Verwandelnd die Lebenden in die Toten. / Ich glaube an falsche Versprechen / Das unaufhaltsame Wachstum / Gemeinschaft der Täuschenden / Verfälschung der Wahrheit / Verleumdung der Guten und das ewige Böse / Amen.“


In diesem Spannungsfeld ereignete sich ein etwa zweistündiges Kaleidoskop von etwa zwanzig Musikstücken von Händel über Chopin, Jacques Offenbach, Schostakowitsch, Ligeti bis zu John Lennon, gesetzt für Violine, Trompete, Klavier, E-Gitarre, Schlagzeug, teilweise durch Synthesizer erweitert und elektronisch verfremdet. Dazu kamen Texte, die menschliches Handeln eher pessimistisch einschätzen, sowie spektakuläre Balletteinlagen.


Das Bühnenbild basierte auf einer Erfindung von John Henry Pepper aus dem Jahr 1862, genannt „Pepper’s Ghost“, in der durch einen geschickt gestellten, halbdurchsichtigen Spiegel Tätigkeiten, die im Liegen auf dem Boden ausge- führt werden, durch Reflexion wie freischwebend im Raum erscheinen und dabei auch noch Interaktionen mit hinter dem Spiegel postierten Personen möglich sind. Diese alte Illusionstechnik wurde durch verfremdende Videoprojektionen zeitgenössisch erweitert, wobei fast alles, was sich auf der Bühne ereignete, auch im Ausschnitt als Videobild zu sehen war.


Bestimmt war der Abend von den hohen künstlerischen Leistungen, emotionaler Spannkraft und unbändiger Spielfreude des gesamten Ensembles, mit denen die von überbordender szenischer Fantasie geprägte Konzeption der Ensemble- Chefin Nicola Hümpel auf die Bühne gebracht wurde.


Das konnte man einfach genießen, sollte aber natürlich auch zum Mit- und Nachdenken anregen, ließ aber auch Widerspruch entstehen. So muss bezweifelt werden, dass Denken automatisch zur Lüge führt und man sich deswegen auf die Sinne zurückziehen sollte. Man darf auch anmerken, dass die im zitierten Glaubensbekenntnis evozierte Reihe „Fortschritt – Lüge – Böse“ das äußerst fragwürdige Gegenteil „Rückschritt – Wahrheit – Gut“ impliziert.


Man kann natürlich auch nach den Beziehungen zwischen Lüge und Illusion oder Wahrheit und Realität fragen, und man muss dann allerdings den Schluss des Programms einfach Kitsch nennen: Zu John Lennons „Gimme some Truth“ kuschelte das Berliner Ensemble gemeinsam unter einer großen Decke und schrieb in Großbuchstaben das Wort „Love“ über die Szene.


Mit einem solchen nostalgischen Rückgriff auf die Flowerpower-Romantik und das legendäre „Bed-in“ der Flitterwöchner John Lennon und Yoko Ono im Jahr 1969 in einem Amsterdamer Hotel werden sich die real existierenden Probleme dieser Welt sicher nicht lösen lassen. Es hätte die Stoßkraft des Abends deutlich verstärkt, hätte man ihn mit dem Bekenntnis „Ich glaube an die Lüge...“ geschlossen. Fehlte Nico and the Navigators dazu der Mut?


Hans-Günther Fischer / Mannheimer Morgen

Nico und ihr Kollektiv […] navigieren durch das weite Land der raffinierten Täuschungen… die dabei eingesetzten Kunstmittel sind häufig virtuos, vor allem in den Tanzeinlagen. Was brillante Zeitlupen-Sequenzen einschließt. Und im Hintergrund ermöglicht ein halbtransparentes Spiegelkabinett die Illusion der Schwerkraft-Überwindung. Auch die Ausweitung der Bühne in den digitalen Raum schafft faszinierende Effekte. Was den musikalischen Aspekt betrifft, so überzeugen nicht zuletzt die ausgewählten Popsongs in zum Teil höchst originellen Interpretationen.

Hans-Günther Fischer / Mannheimer Morgen

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Dann geht es ins Rokokotheater, wo die SWR-Festspiele Heike Hoffmann, ihre künstlerische Leiterin, verabschieden und dieses Jahr auf über 18000 überwiegend zahlende Besucherinnen und Besucher kommen. Zum Finale gibt es noch eine Premiere: Nico and the Navigators wollen uns in ihrer aktuellen Produktion „Die ganze Wahrheit über Lügen“ wissen lassen. Was natürlich gar nicht funktionieren kann, aber das Thema ist eben so aktuell wie nie. Wenn nicht allgegenwärtig.


Eingesetzte Kunstmittel von Nico and the Navigators sind virtuos, vor allem die Tanzeinlagen


Nico und ihr Kollektiv aus Bühnentechnikern, Schauspielern, Musikern und Tänzern navigieren durch das weite Land der raffinierten Täuschungen - das noch viel größer ist als Putins Russland oder Trumps Amerika. Dass da der Kompass schlingern muss, ist unausbleiblich. Doch die dabei eingesetzten Kunstmittel sind häufig virtuos, vor allem in den Tanzeinlagen. Was brillante Zeitlupen-Sequenzen einschließt. Und im Hintergrund ermöglicht ein halbtransparentes Spiegelkabinett die Illusion der Schwerkraft-Überwindung. Auch die Ausweitung der Bühne in den digitalen Raum schafft faszinierende Effekte.


Was den musikalischen Aspekt betrifft, so überzeugen nicht zuletzt die ausgewählten Popsongs in zum Teil höchst originellen Interpretationen. Ganz am Ende steht „Gimme some truth“: John Lennon flehte 1971 um ein klitzekleines bisschen Wahrheit. Doch die gab es bereits damals eher selten. Weil da auch ein Lügenkundiger wie „Tricky Dicky“ war, wie Lennon textete. Wen meinte er damit? Den Präsidenten Richard Nixon.

Knut Elstermann / RBB - RadioEins

…ein besonderer und sehr schöner und sehr aktueller Abend auf jeden Fall! Das ist ganz offensichtlich eine wilde Mischung…

Knut Elstermann / RBB - RadioEins

Link zum Interview


Was ist die ganze Wahrheit über Lügen? Wo lässt sie sich finden und was kommt zum Vorschein, wenn sie enthüllt wird? Wer im Zeitalter Künstlicher Intelligenz und Sozialer Netzwerke auf der Suche nach der Wahrheit über Lügen ist, wird oftmals im Paradoxen fündig – oder eben im Theater.


Die Performancegruppe NICO AND THE NAVIGATORS fragen in ihrer Berliner Uraufführung von „The Whole Truth About Lies“ nach der unberechenbaren Kraft der Lüge. Über Musiktheater und über große und kleine Lügen sprechen wir heute mit Nicola Hümpel von Nico and the Navigators im studioeins im Bikini Berlin.


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Elstermann:

„The whole Truth about Lies“ ist ein neues Stück oder eine Performance, das werden wir ganz genau bereden können, was es ist. Im Radialsystem nächste Woche Donnerstag ist die Premiere und ich freue mich sehr, dass die Frau da ist, die nicht nur dieses Stück auf die Bühne bringen wird, sondern schon eine ganze Reihe von Projekten gemacht hat, die so grenzüberschreitend sind. Bei denen man nicht ganz genau sagen kann: ist das jetzt ein Stück, ist das eine Performance - ist es vielleicht auch eine, ja diskursive Veranstaltung? Auf jeden Fall freue ich mich sehr, dass sie heute bei uns ist: Nicola Hümpel, meine Damen und Herren, von Nico and the Navigators. 

Bevor wir auf dieses Werk zu sprechen, kommen, damit die Leute auch so eine Hausmarke haben, es hing ja so vor einiger Zeit... Immer so große Plakate, so rum, wo ich kurz dachte, Kann man Fabian Hinrichs jetzt wirklich wählen? Kandidiert er für irgendwas? Ich habe ihn dann auch gefragt, ich habe es leider verpasst, habe es nicht gesehen. Was war das für ein Projekt? Das war ja auch von dir.


Hümpel:

Das hat übrigens sein Klempner auch gedacht. Er hat ihn auch gefragt, ob er ihn wählen kann. Ja, also, das war ein sehr realpolitischer Abend, den wir am Haus der Bundespressekonferenz gemacht haben, zum Jubiläum 100 Jahre Haus der Bundespressekonferenz. Und es ist irgendwie komplett durch die Decke gegangen. Und das hat uns wahnsinnig gefreut, weil der Text von Maximilian Steinbeiß als Verfassungsrechtler wirklich genau den Nerv der Zeit getroffen hat. Und wir tatsächlich einen Tag nach dieser Geschichte in Erfurt die Leute fast verrückt gemacht haben, weil diese Grenze zwischen dem, was wir gespielt haben und dem, was gerade real passierte, so verschwamm, dass es verrückt war. 


Elstermann:

Ich habe es leider verpasst, wie gesagt, aber du hast mir schon gesagt, ich kann es sehen.


Hümpel:

Ihr könnt es alle sehen und zwar in der ARTE Mediathek. Und da die Nachfrage so groß war, haben Sie es inzwischen in sechs Sprachen untertitelt. Also, man kann es auf Polnisch, Italienisch, Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch sehen.


Elstermann:

Sehr, sehr schöner Hinweis und auch vielleicht eine gute Einübung, dann für dein nächstes Projekt - so eine Art Vorspiel. Also, das ist ja vielleicht medial ähnlich, dass die Grenzen verschwimmen zwischen Realpolitik und Kunst? Wie ist es jetzt im Radialsystem?


Hümpel:

Das ist jetzt ganz anders. Und wir haben uns natürlich auch gefragt, müssen wir jetzt diese Schiene weiterfahren? Und vielleicht machen wir das auch. Es kann sein, dass das jetzt so eine Art neue Schiene wird. Aber was wir jetzt machen, ist nochmal wieder zurück zu unseren anderen Wurzeln. Musiktheater, sehr poetisch. Wir kümmern uns um die Fragen um Fake News, Selbsttäuschung, Fremdbestimmung. Was macht KI mit uns, all das, was sozusagen das Falsche in unser Leben holt. Und das tun wir aber dieses Mal eben auf sehr persönliche Weise. Wir gehen sozusagen von den großen, politischen und religiösen Konflikten in das ganz kleine Private und behandeln das dort. Und es ist ein wahnsinnig, ich finde, sehr herzerwärmender Abend geworden, der auch Hoffnung macht, weil die Gruppe so kooperiert und so wahnsinnig, innig und intensiv miteinander arbeitet. Zwischen Tanz, Gesang, Text. Eben dieser Wahnsinns-KI-Technik, die wir einsetzen und diesem völlig abgefahrenen Bühnenbild von Oliver Proske, was wirklich irre ist, wo wir sehen, was passiert. Wir sehen, dass wir ausgetrickst werden, sozusagen. Die Leute fliegen durch die Luft, obwohl sie eigentlich am Boden liegen. Und wir sehen, wie es gemacht ist, und wir lassen uns trotzdem auf diese Illusion ein. Und das ist für mich... Ein Sinnbild für das, was wir vielleicht mit uns auch machen lassen gesellschaftlich.


Elstermann:

Das wäre jetzt die Frage. Also wenn ich es richtig verstehe, runtergebrochen aufs Private oder Intime, dann lügen wir ja ständig. Das wissen wir auch. Also es gibt so Untersuchungen wie 20 mal am Tag lügen wir irgendwie, was vor uns hin.


Hümpel:

200 mal.


Elstermann:

Meinst du sogar so oft? So viel redet man  doch gar nicht am Tag. 


Hümpel:

Zu diesen 200 Lügen gehören aber auch Unterlassungen. Das, was wir jetzt so schön gerade aktuell in der Realpolitik erleben. Also, es gibt nicht nur die Lüge, die konkret gelogen ist, sondern es gibt eben auch das Weglassen von Wahrheiten, indem man eben sagt, das habe ich, statt zu sagen, das habe ich nicht gewusst. Ich bin nicht in Kenntnis davon, zum Beispiel. Also solche kleinen Differenzen. Und damit kann man dann sozusagen, die Offenheit lassen.


Elstermann:

Jetzt muss man fairerweise sagen, also, ich denke das jedenfalls, dass diese Lügen diese lässliche Sünde irgendwie sind, weil man letztlich ja... Wenn man alles sagen würde, was man denkt, im normalen Umgang miteinander, wäre es kaum auszuhalten. Also, es ist ja auch eine Art von Schmiermittel für soziale Beziehungen. Andererseits, darum geht es wahrscheinlich bei euch nicht unbedingt, sondern es gibt natürlich das Lügengerüst, von dem wir umgeben sind. Und wo uns Politiker von morgens bis abends ja tatsächlich immer schonungsloser, finde ich, falsche Tatsachen präsentieren.


Hümpel:

Genau. Also, wir haben natürlich dieses Experiment mal ausprobiert: Was passiert, wenn wir einfach gnadenlos ehrlich sind miteinander? Alles sagen, was wir denken: Du siehst echt gerade scheiße aus. Du stinkst und diese Dinge und haben festgestellt, es ist sehr... sehr unangenehm. Und das wollen wir eigentlich nicht. Und es gibt aber auch eine Szene dazu. An diesem Abend haben wir aber, muss man ja jetzt auch dazu sagen, auch klassische Musik. Und wir haben eben Literatur aus der klassischen Musik ausgesucht, wo es um Verschwörungen, um Lügen geht. Und wir wissen ja spätestens seit Shakespeare, dass man sich ja auch im Theater ganz bewusst der Lüge hingibt. Das ist ja die Verabredung, die wir sozusagen miteinander haben. Das Theater ist eine Lüge, eine verabredete Lüge. Und wir geben uns auch in der Musik den falschen Liebesliedern in künstlicher Stimme hin. Und das ist aber auch eine schöne Art zu leben. Und deshalb auch die Frage, inwieweit hält uns die Lüge auch am Leben?


Elstermann:

Ja, sehr schön gesagt, weil natürlich die Kunst die schöne Lüge ist. Aber das ist, wie du sagst, eine Verabredung. Das weiß ich ja, dass das so nicht stattgefunden hat. Aber es bereichert mich auch. Es gibt die andere Lüge und über die denke ich natürlich viel mehr nach, wir alle, wenn irgendwelches Zeug erzählt wird, also, wenn du dir an den Kopf fasst. Und das ist ja ein Wahnsinn geworden, im Prinzip, was alles möglich ist. Und so aus ganz berufenen Mündern, jeden Tag wird uns irgendwas serviert. 


Hümpel:

Unglaublich, ja. Und wir kopieren auch immer mehr davon. Und das erschreckt mich am meisten, wie wenig Courage wir haben, wir selbst zu bleiben und wie wir immer mehr in dieses Fahrwasser geraten, mitzumachen. 


Elstermann:

Ja, das ist eine andere Wirklichkeit. Also, wenn Trump sagt, ‚in Deutschland gibt es nicht genug Wind, deshalb sind die Windräder auch eine totale Fehlinvestition und deshalb ist Angela Merkel zurückgetreten.‘ Das ist Originaltext von Trump gewesen. Das haut der einfach mal so raus. Das verblüfft uns auch gar nicht mehr so sehr! 

Nico and The Navigators präsentieren ab kommenden Donnerstag dann bis zum 15. - also, man muss sich auch ein bisschen beeilen, dass man sich das anschaut - im Radialsystem ihr neues Stück. Ist das eigentlich gut, wie ich das sage, ‚Stück‘? Oder was würdest du sagen? ‚Performance‘? 


Hümpel:

Stück kann man schon sagen. 


Elstermann:

Stück kann man machen. The whole Truth about Lies. Einiges haben wir schon beschrieben. Was ich noch nicht ganz verstanden habe - mehrere Dinge nicht. Lass uns noch mal über die KI ganz kurz reden. Weil die KI ist ja jetzt erstmal klar. Die ist die KI, die macht was. Die macht auch bei Euch was auf der Bühne. Inwiefern ist das eine Lüge? Ich weiß ja, dass es die KI ist.


Hümpel:

Ja, Sie generiert etwas live auf der Bühne. Also ein Tänzer bewegt sich und gleichzeitig wird er zu verschiedenen Machthabern: zu Putin, zu Trump, zu Elon Musk. Und wir wissen aber nicht vorher, was genau passiert. Also wir wissen es nicht. Es ist jedes Mal anders, es generiert sich jedes Mal neu. Das ist auch so ein bisschen heikel, weil es auch manchmal nicht so toll funktioniert und andere Male besonders gut. Ja, es ist noch sehr offensichtlich und wir zeigen ja auch, was wir tun. Aber man zeigt damit sozusagen, was möglich ist. Und wir wissen ja nun selbst, dass man inzwischen Politiker mit falschen Reden ins Netz stellen kann. Und diese ganze Entwicklung, die hat uns in der Recherche schon auch ziemlich Bauchschmerzen gemacht, weil wir als Künstler und Künstlerin einfach uns natürlich auch fragen, schaffen wir uns gerade selbst ab? Man schiebt da irgendwas rein und kriegt was raus, was wirklich irre gut ist und muss dann natürlich noch mal genauer gucken, aber man fragt sich am Ende, enden wir am Ende mit Eingeben statt Eingebung? Und... was wird sozusagen die Entwicklung von Künstlerinnen und Künstlern sein? Dieses ganze Ringen um Texte, das Ringen um Ideen. Wir haben dann versucht, einen Song von der KI herstellen zu lassen im Stil von Leonard Cohen. Wir haben also gesagt, ‚schreib uns doch mal einen Cohen-Song zum Thema Lügen‘. Haben dann immer mehr Inhalte reingegeben und gesagt, ‚ein bisschen drastischer‘, ‚ein bisschen philosophischer‘, ‚ein bisschen schärfer‘. Und der wurde immer besser und immer besser. Dann haben wir uns die Akkorde geben lassen. Wir haben jemanden, der wirklich eine Wahnsinns-Cohen-Stimme hat. Der singt auch Cohen an dem Abend. Und dann haben die das gemacht und es war verdammt gut. Aber die Gruppe hat sich gewehrt und hat gesagt, wir machen es nicht. Wir wollen es nicht. Es geht einfach nicht.


Elstermann:

Weil sie sich abgeschafft fühlen. Ich glaube übrigens auch im Journalismus. Vielleicht wird es in ein paar Jahren gar keine Nachrichtensprecher und Sprecherinnen geben, sondern einfach so eine KI, die dann Nachrichten sortiert und raushaut. Und auch Moderatoren, die sind dann vielleicht sogar besser. Also irgendwie, wie sie dann aussehen, wissen wir ja nicht. Kann man ja sich bauen.


Hümpel:

Das allerbeste war, Ich habe dann der KI mal so eine Nachricht reingeschoben und habe gesagt, ich habe Depressionen, deinetwegen. Kannst du mir dazu einen Text schreiben? Und der war so sensationell gut, dass ich den dann meinem Dramaturgen gegeben habe und gesagt habe, guck, mal, ich habe was gefunden, das muss ich dir mal zeigen. Und habe ihm aber natürlich nicht gesagt, dass es aus der KI kam. Und er hat gesagt... der ist verdammt gut, wo hast du den denn her? Und dann musste ich ihm leider sagen, aus der KI. Und das war nicht so witzig.


Elstermann:

Also, ich kann in einer Hinsicht beruhigen, mein lieber Freund und Kollege Karkowski, also der für Wissenschaft zuständig, ist, der hat mal so eine Frage gestellt, ‚was soll ich Knut Elstermann fragen, wenn ich den jetzt interviewen sollte?‘ Und die Fragen waren alle okay, also keine war doof oder so. Das stimmte alles schon, aber sie waren uninspiriert. Also, es war so, wenn man jetzt zu einem Praktikanten sagt, stell mal so ein paar Fragen zusammen, die man so stellen kann. Also, da fehlte schon die Wärme und die Idee und der Witz und so. Also ein bisschen Unterschied gibt es schon noch, und wir müssen unbedingt nochmal reden. Es gibt Riesenunterschiede. Ja, das wollen wir eben nochmal sagen. Vielleicht auch nicht mehr so lange. Aber im Augenblick ist es so. Ich fand das schon interessant. Also, es war so 0815.


Hümpel:

Die Frage ist, ob der Mensch sich der KI anpasst. Also so rum.


Elstermann:

Ja, oder ob er das eben nutzt und sagt, das ist Gerüst und jetzt kommt aber noch die Wärme rein, also das Menschliche. Da wollen wir vielleicht ein bisschen Optimismus bewahren. Wo ich den nicht mehr habe das ist wirklich bei der Politik, muss ich nochmal aufgreifen. Es ist ja gar nicht so neu. Also Goebbels hat das ja ganz deutlich mal ausgesprochen: ‚Je größer eine Lüge ist, je unverfrorener, desto eher wird Sie geglaubt.‘ Sind wir da im Prinzip wieder gelandet oder ist es vielleicht sogar eine neue Stufe inzwischen?


Hümpel:

Naja, oder wir müssen sie, wie Trump sagt, so lange wiederholen, bis wir sie glauben. Und das ist, glaube ich, schon etwas, was... So Mainstream ist und inzwischen ja wirklich bei uns in demokratischen Parteien als probates Mittel eingesetzt wird, dass man schon denkt, wie könnt ihr erwarten, dass wir euch vertrauen, wenn Ihr unser Vertrauen missbraucht und verspielt. Und das ist so schade, weil es ist jetzt die Chance, nochmal die Demokratie wirklich auf Vordermann zu bringen. Und wenn wir das jetzt nicht schaffen, dann war es das.


Elstermann:

Ja. Nico, deshalb wüsste ich gerne mal zum Schluss, wie ich mir diesen Abend vorstellen soll. Also Du hast ja schon von Tänzern gesprochen, von der KI, von Leuten, die fliegen, wo sie gar nicht fliegen und so. Also, was ist das jetzt eigentlich für ein Abend?


Hümpel:

Es ist eine typisch-navigatorische Collage aus Tanzelementen, aus klassischer Musik, aus Arien, aus Popsongs, aus Tanz von einem Breaker. Es gibt von Cohen bis Barock wirklich eine Mischung, ein Pasticcio, aus verschiedenen Musiken, die sich aber alle aus der Recherche zu diesem Thema zusammengesetzt haben und sich dann ihren Weg gebahnt haben, dass es eine Geschichte geworden ist. Das ist immer das Verrückte bei uns, dass man das gar nicht planen kann und sich im Probenraum dann die Dinge irre fügen und ergeben. Und am Ende daraus ein Ganzes, Großes wird, über das man im Nachhinein staunt, davor sitzt und denkt, ‚wer hat sich das eigentlich ausgedacht‘?


Elstermann:

Also Nico, ich sage jetzt hier mal ganz offen, ich glaube dir. Ich habe das Gefühl, das wird ein besonderer und sehr schöner und sehr aktueller Abend auf jeden Fall. Du hättest vielleicht sagen müssen, was nicht dabei ist, denn das ist wahrscheinlich leichter, als zu sagen, was alles dabei ist. Das ist ganz offensichtlich eine wilde Mischung und die kann man erleben. Vom 12. bis zum 15. Dezember. 


Hümpel:

Und wer keine Karten mehr kriegt, kann auch noch im April kommen, weil wir es dann nochmal zeigen. Oder in die Shanghai-Concerthall nach China kommen.


Elstermann:

Na klar, da macht ihr das auch? Ja. Nicht schlecht, da gehört es, glaube ich auch hin. Also ich habe den Dezember, glaube ich, gar nicht erwähnt. Also 12. Bis 15. Dezember im Radialsystem, dann im April nochmal, dann die kleine Tour nach China mit The whole Truth about Lies von Nico and the Navigators. Erstmal ganz lieben Dank und frohe Weihnachten.


Hümpel:

Gleichfalls, Danke auch!













Redaktion / Klassik Heute

„Ausgehend von der ebenso verführerischen wie verhängnisvollen Faszination des Falschen geht das Ensemble in den dunklen Tiefen des klassischen Erbes ebenso wie an der glitzernden Oberfläche der aktuellen Musik auf die Suche nach Belegen für Selbstbetrug und Fremdbestimmung, für Notlügen und Trugschlüsse. Die Regie und die Künstlerische Leitung dieser spannenden Produktion liegt in den Händen von Nicola Hümpel.“

Redaktion / Klassik Heute

Abschluss mit der Uraufführung der Musiktheaterproduktion »The whole Truth about Lies«


Die Schwetzinger SWR Festspiele 2024 feiern am Samstag, 25. Mai, ihren Abschluss mit der Uraufführung der neuen Musiktheaterproduktion von Nico and the Navigators: The whole Truth about Lies. Ausgehend von der ebenso verführerischen wie verhängnisvollen Faszination des Falschen geht das Ensemble in den dunklen Tiefen des klassischen Erbes ebenso wie an der glitzernden Oberfläche der aktuellen Musik auf die Suche nach Belegen für Selbstbetrug und Fremdbestimmung, für Notlügen und Trugschlüsse. Die Regie und die Künstlerische Leitung dieser spannenden Produktion liegt in den Händen von Nicola Hümpel. Es sind noch einige wenige Karten verfügbar.


In den vier Wochen vom 26. April bis zum 25. Mai konnten die Schwetzinger SWR Festspiele unter dem Motto »Da capo« in 47 hochkarätigen Konzerten, Musiktheateraufführungen und Veranstaltungen des Rahmenprogramms insgesamt mehr als 18.000 Besucher begrüßen. Die Auslastung bei den kostenpflichtigen Veranstaltungen lag bei über 91 Prozent. Die Festspielausgabe 2024 war die achte und letzte Saison unter der Künstlerischen Leitung von Heike Hoffmann.


Heike Hoffmann: »Ich freue mich, dass auch meine letzte Schwetzinger Saison künstlerisch gut gelungen ist und enormen Publikumszuspruch gefunden hat. Ein herzlicher Dank den Künstlerinnen und Künstlern und allen, die mit großem Engagement und hoher Professionalität zu diesem Erfolg beigetragen haben.«


Das Radiokulturprogramm SWR Kultur begleitete das Festspielgeschehen in Schwetzingen mit Sendungen und Beiträgen sowie Konzertübertragungen. Sämtliche Konzerte wurden und werden in SWR Kultur live aus dem Schwetzinger Schloss oder zeitversetzt ausgestrahlt. Dies verleiht den Festspielen eine enorme und internationale Reichweite. Noch bis zum Sommer werden die diesjährigen Konzerte und Musiktheaterproduktionen im Radio gesendet, danach stehen Sie auf www.SWRKultur.de zum Nachhören zur Verfügung. Auf Arte Concert ist die Aufführung der Marienvesper aus dem Dom zu Worms noch bis zum 29. Oktober 2024 abrufbar.


Die Schwetzinger SWR Festspiele 2025 finden vom 2. bis 31. Mai 2025 statt – dann erstmals unter der künstlerischen Leitung von Cornelia Bend. Das Programm wird wie gewohnt Ende 2024 veröffentlicht.

Eine Produktion von NICO AND THE NAVIGATORS und den Schwetzinger SWR Festspielen, gefördert von der Berliner Senatsverwaltung 

für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds. In Kooperation mit dem Radialsystem.

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