...Zu den theatralischen Figuren fügt sich eine scheinbar inhaltliche Leere, das Weglassen eines roten Fadens sowie alles zum Erstarren bringende kalte zwischenmenschliche Beziehungen. Doch sie werden durch Nicos Darsteller lebendig, um uns zu sagen, dass es eine andere Art von Theater gibt...
A. M. Granada, 20.01.2003
...Hinter den Verdrängungen und Kompromissen, die für das Zusammenleben jeder Familie überlebensnotwendig scheinen, entdecken sie die Hackordnungen der Generationen und Geschlechter,... Die Erfahrungen äußern sich direkt in physischen Defekten, die als nervöser Tick beginnen und in kleinen Katastrophen enden können. Dass man selbst aus solchem Desaster auch in der Wirklichkeit wieder in einen Alltag finden muss, kommt der vordergründig anekdotischen und doch psychologisch verzahnten Spielweise...
Andreas Hillger, 19.12.2002
...So formvollendet sieht Entscheidungsschwäche selten aus: Nico and the Navigators, die in ihrer neuen Produktion „Kain, Wenn & Aber“ das Dilemma der Entschlussfindung in verschiedenen Lebenslagen - und in gewohnt loser Szenenfolge – behandeln, sitzen ihre Entscheidungen im geschmackssicher designten grauen Bühnenhalbrund (Oliver Proske) aus...
Christine Wahl, 18.12.2003
...Als Angehörige der Generation der Mittzwanziger bis Mittdreißiger – und stellvertretend für diese – stellt sich das Ensemble der Frage nach dem Sinn des Lebens, ihres Lebens... Doch die Ernsthaftigkeit der Selbstbefragung nimmt ein. Sie ist wunderbar ausbalanciert mit dem ironisch-leichtfertigen Zugriff, der dieser Generation immer zugeschrieben wird und der auch zum Kennzeichen der Ästhetik von Nicola Hümpel und ihren Navigatoren wurde...
Tom Mustroph, 10.12.2003
...Ein Herr im Anzug drückt sich mit gesenktem Kopf an einer Wand entlang, ein anderer stößt Flüche aus („Scheiß Psychologie! Scheiß Philosophie!“), während er immer wieder von einer Bank herunterstürzt: ein menschliches Perpetuum Mobile der ausweglosen Erregung. Die Navigators, die charmanteste Gruppe der Freien Szene Berlins, führen in knapp zwei Stunden etwa hundert solcher Minidramen vor, meist wortlos und so lakonisch wie komisch...
Peter Laudenbach, 09.12.2003
...die Verhaltensrituale und Vorgänge im alltäglichen Miteinander werden in eine spezifische Theatersprache übersetzt. Dem Zuschauer wird nichts Greifbares geboten, es gibt auch keinen Handlungsstrang, den man verfolgen könnte... Der Zuschauer ahnt und fühlt mehr, als dass er weiß und denkt. Erst die Komposition aller Momente führt zu einer Erkenntnis, nämlich, etwas Besonderes erlebt zu haben... man muss es sehen...
Britta Willeke, 07.12.2002
...Poetisch und surreal wirkt die Inszenierung... Die Vielfalt menschlicher Verhaltensrituale, die oft rational nicht begründbaren Vorgänge im Familienalltag, übersetzen die sieben Schauspieler in ihre spezifische Theatersprache. Dabei sind Worte fast überflüssig geworden. Die Inszenierung lebt von einer Bildsprache, die dem Zuschauer die Möglichkeit gibt, frei zu assoziieren und seiner Fantasie keine Grenzen setzt...
Antonia Kasparek, 07.12.2002
...Freud lauert in jedem Detail, und die Requisiten werden zu symbolischen Verrätern ihrer Nutzer...
Katrin-Bettina Müller, 08.10.2002
...So nähert sich das Ensemble den für Außenstehende meist befremdlichen Spielregeln und bizarren Ritualen in der lieben Verwandtschaft. Aus den heiligen Bräuchen und den eingeschliffenen Mustern versuchen sie, die Matrix dessen zu entschlüsseln, was die Welt im Innersten zusammenhält. Ohne Angst vor Klischees, heißen Eisen und den bekannten Traumata. Familienfeiern inklusive...
Irene Bazinger, 02.10.2002
...Ist es zu spät, um früh anzufangen?“ Ratlos fragt sich das ein junger Mann... Wie auf rohen Eiern bewegen sich die Darsteller, auf und vor einer himmelblauen Multifunktionsbox (Bühnenbild: Oliver Proske). Businessanzüge, verkrampftes Grinsen, korrektes Benehmen – der langsame Eiertanz zu leiser Musik verrutscht immer wieder ins Groteske und in die (Körper-) Schräglage...
Gabriella Lorenz, 14.09.2002
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